Heft 
(2017) 103
Seite
161
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Theodor und George Fontane Streiter-Buscher 161 Das George-Biographie-Vorhaben blieb im frühen Recherche-Zustand ste­cken. Aber ein»Nichts« 116 gewinnt Gestalt, jene schon mehrfach zitierte Fa­miliengeschichte Die Poggenpuhls. Als stoffgebender Nukleus erweisen sich hier, je mehr sich Leben und Sein George Fontanes erschließen, dieser Sohn und die eigene Familie, fiktional verschleiert und maskiert bis in De­tails hinein. Das betrifft nicht nur das schwierige Verhältnis Emilie und George Fontane/ Albertine und Leo von Poggenpuhl, sondern auch Martha Fontanes/ Manon von Poggenpuhls Versuch, den Bruder an die Freundin zu verheiraten, oder auch Georges Auszeichnung durch Seine Majestät den Kaiser, wenn auch auf Leos Freund Manfred von Klessentin übertragen, der sich einmal als Schauspieler,»durch Händeklatschen von seiten seiner Majestät ausgezeichnet«, sehr beglückt fühlte. 117 »Das Leben, war dirs wenig, war dirs viel?« Der Vater kann eine Ant­wort nicht mehr erwarten. Ist sein Beharren auf Georges Soldatenlaufbahn eine Fehlentscheidung gewesen? Ist dem für ganz andere Lebensfelder aus­gestatteten Sohn zu früh etwas genommen worden, was später nicht zu­rückzuholen war? Nur die Zeit, mehr Lebenszeit, hätte das weisen können. Zeit ihrer bedurfte der Vater nun selbst, so wollen wir annehmen, um in sein unablässiges Schreiben Wahrheiten hineinzulegen, für die in ihm selbst nicht Raum genug war. Zeit auch für Verklärungen wie in jenen bei­den denkwürdigen Sätzen acht Jahre nach seines geliebten Sohnes Tod: »eigenthümlich reizendes Kind, bei dem man fühlte, der stirbt oder wird nicht glücklich. Er wurde aber doch 36 Jahr, machte den Krieg ganz fidel mit und lebte noch, wenn er nicht zu viel Salz- und Schmalzstullen gegessen hätte.« 118