6 Fontane Blätter 104 Editorial Rolf Selbmann und Mark Jantzen befassen sich in ihren Beiträgen(wir kommen zurück nach Amerika) mit Quitt. Selbmann rückt den Roman selbst ins Zentrum seiner Betrachtungen und rekonstruiert, philologisch genau, ein komplexes Geflecht»wechselseitiger Bezüglichkeiten«, in dem Fontane eine damals hochaktuelle Verhandlung des Ehr- und Rechtsverständnisses seiner Zeit poetisch inszeniert. Jantzen hingegen, der selbst an einer amerikanischen Universität lehrt und forscht, nimmt Quitt aus einer kontextorientierten, tief in die Zeithistorie hineinführenden Perspektive in den Blick: Was eigentlich, so fragt sein – ausnahmsweise, wenn auch nicht zum ersten Mal in den Fontane Blättern – in englischer Sprache verfasster und abgedruckter Beitrag, könnte Fontane veranlasst haben, mit der Handlung seines Romans nach Amerika ›auszuwandern‹? Und warum eigentlich spielen die Mennoniten eine solch wichtige Rolle in Quitt? Zur Konstellation ›Theodor Fontane – Karl May‹ treten in diesem Heft weitere: Mathias Iven widmet sich in einer Spurensuche der Fontane-Rezeption Hermann Hesses. Und die Konstellation ›Theodor Fontane – Marie von Ebner-Eschenbach‹, der sich bereits die Fontane Blätter 101 angenommen haben, findet eine Fortsetzung in der Rezension von Eda Sagarra, die uns Daniela Strigls fulminante Biographie zu Ebner-Eschenbach zur Lektüre empfiehlt. In der ersten Rubrik wird diesmal ein scheinbar peripheres Objekt aus dem Bestand des Theodor-Fontane-Archivs vorgestellt, die Abschrift einer bisher unbekannten Nachschrift zu einem der Briefe Fontanes an seinen jungen Kritiker-Kollegen Otto Brahm, deren genauere Betrachtung uns verstrickt in die Überlieferungsgeschichte von Fontanes Nachlass und unmittelbar hineinversetzt in ein skandalöses journalistisches Gefecht des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Fontane ist auch international ein weiterhin aufregender Autor. Der Bericht von Paul Irving Anderson über die Fontane-Vorträge, die Ende 2016 auf einer Konferenz im amerikanischen San Diego, Kalifornien, gehalten wurden, bestätigt dies auf eindrückliche Weise. Einen Einblick in die Pläne, die Fontane-Welt 2019 – im Jubiläumsjahr»fontane.200« – in Potsdam zusammenzubringen, gewährt ein am Ende dieses Hefts abgedruckter Aufruf, der Vorschläge für wissenschaftliche Beiträge zu einem internationalen Kongress mit dem Thema»Fontanes Medien(1819–2019)« erbittet. Wir freuen uns schon jetzt, mit Ihnen auf diesem Kongress ins Gespräch zu kommen. Mit diesem Heft übernimmt Peer Trilcke, seit April 2017 Leiter des Theodor-Fontane-Archivs, auch die Verantwortung als Mit-Herausgeber der Fontane Blätter. Er freut sich auf den Austausch und die Zusammenarbeit mit Ihnen, mit der Theodor Fontane Gesellschaft und mit allen FontaneForscherinnen und-Forschern,-Freundinnen und-Freunden nah wie fern. Ihre Herausgeber
Heft
(2017) 104
Seite
6
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