Heft 
(2017) 104
Seite
8
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8 Fontane Blätter 104 Unveröffentlichtes und wenig Bekanntes Ein»Extrablatt« für den jungen Kritiker-Kollegen. Fontanes unbekannte Nachschrift zum Brief an Otto Brahm vom 11. April 1883 Peer Trilcke und Klaus-Peter Möller unter Mitarbeit von Lothar Weigert 1. Von der Zusammenschau In seiner bemerkenswerten Reflexion über das Sammeln hat der Philosoph Manfred Sommer als Wesen dieser universellen menschlichen Tätigkeit das »Zusammentragen und Anschauen« bestimmt. 1 Damit hat er zugleich eine basale Charakterisierung dessen gegeben, was man versuchsweise als Kern der Arbeit in einer Einrichtung wie dem Theodor-Fontane-Archiv ­bezeichnen kann. Aufbauend auf dem echten Teilnachlass Theodor Fontanes,­aus dem heraus das Theodor-Fontane-Archiv in den 1930er Jah­ren entstand, tragen nun schon Generationen von Archivar*innen, Biblio­thekar*innen und Forscher*innen unterschiedlichste Archivalien und Ma­terialien von und zu Fontane in dieser Institution zusammen. Und sie tun dies nicht zuletzt in der Zuversicht, dass sich aus der Anschauung dieses Zusammengetragenen(aus der Autopsie, aus der Erschließung, aus der Analyse und Deutung dieser Dinge und mittlerweile auch immer häufiger Daten) jene Geschichten ergeben, die unser Wissen von Fontane und seiner Zeit erweitern, vertiefen, korrigieren. Häufig liegt die Pointe, und damit das besondere Potenzial des Archivs, gerade darin, dass aus dem Wechselspiel von»Zusammentragen und An­schauen« ein Drittes entsteht, die Zusammenschau. Denn so gewiss das Archiv auch ein Ort ist, an dem das einzelne Objekt in seiner kostbaren Individualität gepflegt und erforscht wird: der Zauber eines Archivs be­steht doch ganz wesentlich darin, dass die Dinge und Daten in ihm nicht für sich, nicht allein stehen, sondern beieinander, zusammenschaubar mit anderen Archivalien sind. Zu den Routinen der archivarischen Arbeit gehört auch, was man das Wiederanschauen nennen könnte. Und von einem solchen Wiederanschau­en, von einer Irritation, die sich dabei ergab, von den Recherchen, Deutun­gen und der Zusammenschau, die auf diese Irritation folgten, ist im Nach­stehenden zu berichten. Auslöser der Irritation war die Abschrift einer