Band 1, Heft 4
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Pädagoge: :#« Hochschule Potsdam
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FONTANE
BLÄTTER
1967
Briefe von Georg und Hans Friedlaender an Friedrich Fontane
Mitgeteilt von Kurt Schreinert f in Göttingen
Theodor Fontane machte in seinen Briefen an den Amtsgerichtsrat Dr. Georg Friedlaender in Schmiedeberg im Riesengebirge (vgl. meine Ausgabe Heidelberg 1954) dem schlesischen Freund wiederholt das Kompliment, daß dessen Briefe von einem ausgesprochenen „talent epislolaire“ zeugten. Was ihn an diesen Briefen und in den Gesprächen mit ihm so ganz besonders anzog, das war Friedlaenders ausgeprägte Kunst der Causerie und vernehmlich dessen scharfe Beobachtungsgabe für Personen und gesellschaftliche Zustände in seiner engeren, überschaubaren Welt, seine — wie es einmal in einem ungedruckten Teil des Briefes Fontanes an seine Tochter Martha vom 24. August 1893 heißt — „Schilderungen kleinstädtischer Kreise, die Aufgeblasenheit junger Referendare, der Dünkel durchschnittsmäßiger Seconde-Lieutenants, die hundert Formen des geaichten und abgestempelten Borussismus... die Bilder, die er entrollt, sind wunderbar gut, wenigstens seh‘ ich all das in ganz gleichem Lichte“. Darüber hinaus fesselten den Dichter Friedlaenders Berichte und Skandal- und Klatschgesehicht(jn aus der höheren Gesellschaft, aus den Adels- und Finanzkreisen seineij/ nächsten schlesischen Umwelt, in denen der eitle Mann gern verkehrte; diese Histörchen und Anekdoten, diese ausführlichen genüßlichen Beschreibungen prickelnder gesellschaftlicher Vorfälle waren Fontane deshalb besonders willkommen, weil er in ihnen die Signatur der Zeit aufblitzen sah.
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