(Im Einverständnis mit Herrn Professor Dr. Kirchner erfolgte die Bearbeitung durch die Redaktion, die in entgegenkommendster und freundlichster Weise durch Herrn George Salomon, New York, unterstützt wurde.)
HANS-ERICH TEITGE
Zur Ehrenpromotion Theodor Fontanes
H. Spiero 1 hat in seiner Fontane-Biographie schon interessante Einzelheiten zur Ehrenpromotion Theodor Fontanes mitgeteilt, die auf eine genaue Kenntnis der Aktenlage schließen lassen. Durch Restaurierungsarbeiten von Universitätsakten bin ich nun mit dem betreffenden Faszikel bekannt gemacht worden 2 und möchte es dem interessierten Leser zur Kenntnis bringen. Es handelt sich um a) den Antrag an die Fakultät, von Erich Schmidt auf einem formlosen Blatt handschriftlich vorgetragen, b) das Duplikat des Doktordiploms, die Originalurkunde gehört zu den Verlusten des Fontane-Archivs, c) ein Dankesbrief Fontanes und d) ein Missiv der Fakultät.
Der von Schmidt formulierte und von H. v. Treitschke, S. Schwendener, Herman Grimm, Weinhold, Kirchhoff und Mommsen mitunterzeichnete Antrag hat folgenden Wortlaut:
Die Unterzeichneten beantragen, die philosophische Fakultät möge dem Schriftsteller Theodor Fontane in Berlin, einem der hervorragendsten Erzähler und Lyriker, in dem Erbgüter der französischen Colonie mit deutschen Gaben zu eigenthümlicher Anmuth verschmolzen sind, der die Landschaften und historischen Erinnerungen der Mark als emsiger Forscher, treuer Patriot, feinsinniger Maler dargestellt und altes wie neues Leben seiner Heimat in mannigfaltigen Dichtwerken gespiegelt, der einer stattlichen Reihe autobiographischer, auch den deutschen Kriegen und der Litteraturgeschichte Berlins gewidmeter Denkmäler neulich als Fünfundsiebzig jähriger durch die Schilderung seiner Kinderzeit jugendfrischen Anfang und Abschluss gegeben hat, die Doktorwürde honoris causa ertheilen. Berlin, 25. Oktober 1894.
Der „Antrag der Herren Schmidt u. Genossen“ wurde den Mitgliedern der Fakultät durch ein Missiv zur Kenntnis gebracht. Alle Mitglieder befürworteten den Antrag. Lediglich die Herren Dilthey, Kekule und Tietgen waren verreist. Bei den Namen der Antragsteller war von vornherein ein „ja“ eingeschrieben worden, was soviel hieß, daß sie dieses Missiv nicht mehr vorgelegt bekamen. Da die geforderte Einstimmigkeit vorhanden war, wurde unter dem Datum des 8. November 1894 das Diplom aus-