Heft 
(1967) 4
Seite
157
Einzelbild herunterladen

gestellt, in dem bei der Begründung die oben zitierten Formulierungen Schmidt's eingeflossen sind.

Wie uns die gut unterrichtete Vossische Zeitung vom 24. November 1894 (Nr. 551 unter: Kunst, Wissenschaft und Literatur) berichtet, ist als äusse­rer Anlass der Ehrung die bevorstehende Vollendung des 75. Lebens­jahres des Dichters gewählt worden. Mittags 1 , 2 2 Uhr erschienen der Dekan der philosophischen Fakultät Ferdinand Freiherr v. Richthofen und Erich Schmidt in der Wohnung Fontanes und überreichten dem Dich­ter das Ehrendiplom. Nach der offiziellen Ansprache Richthofens übergab E. Schmidtder Frau Doktor als nachträgliches Geschenk zu ihrem kürz­lich gefeierten 70. Geburtstage den deutschen Wortlaut des Diploms in zierlichem Bändchen und begrüsste den jüngsten doctor h. c. als einen magister artium liberalium im eigentlichen Sinne des Wortes. Fontane, der von dieser akademischen Ehrung völlig überrascht war, nahm sie mit Freude und Rührung entgegen und hat miteinfacher Herzlichkeit gedankt. Soweit die Vossische Zeitung.

Zwei Tage später schrieb Fontane an Richthofen, um sich formell zu be­danken :

Hochgeehrter Herr Geheimrath.

Gestatten Sie mir meinem wiederholten herzlichen Danke die Bitte hin­zuzufügen, der ganzen Fakultät bei sich darbietender Gelegenheit aus­sprechen zu wollen, wie glücklich mich der Empfang einer so großen Aus­zeichnung gemacht hat. Meine Tage sind gezählt, aber ob ihre Zahl eine größere oder kleinere sei, sie werden alle dem Bestreben gelten, meinem alten Thun und meiner neuen Ehre Ehre zu machen. Daß mir Gelegenheit wurde, frühere, wenn auch leider nur flüchtige gesellschaftliche Beziehun­gen in einer für mich so schmeichelhaften Veranlassung erneuert zu sehn, war mir noch eine besondere Freude.

Hochgeehrter Herr Geheimrath, in vorzüglicher Ergebenheit

Berlin 26. Novb. 94. .Th. Fontane.

Die gleiche oben zitierte Quelle (Voss. Ztg) verrät uns auch, daß die latei­nische Übersetzung des Diploms von Mommsen ist. Er selbst wollte sich der Gratulationscour anschließen, wurde aber durch einUnwohlsein daran gehindert. Diese Bemühungen Mommsens hatte jedenfalls Fontane im Auge, als er sich am 26. 11. 1894 auch bei Mommsen bedankte: Gestatten Sie mir, hochgeehrter Herr Professor, Ihnen, allen vorauf, zu danken, Ihnen der zunächst durch das Gewicht seines Namens, etwa Schwankende mit fortriß und noch einmal Ihnen, der Sie die mir zu erweisende Ehrung in Worte kleideten, an die der neue Doktor freilich voll würdigend nicht herankann, von deren Kraft und Schönheit ihm aber bessere Männer erzählt haben.

157