Heft 
(1967) 4
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Ich war von dem Moment wie benommen, trotzdem ich, als er an mich herantrat, noch keine rechte Vorstellung von dem Umfange der mir gewordenen Auszeichnung hatte. Wer schlecht und gerecht sein Feld bestellt, kann den Schatz, den er findet nicht gleich ermessen. Jede neue Situation verlangt einen Faden, sich darin zurecht zu finden und ebenso neues Glück und neue Ehre . .. Nochmals tausend Dank.

In Verehrung und vorzüglicher Ergebenheit Th. Fontane. 1

] Heinrich Spiero: Fontane. Wittenberg 1928. S. 280 81.

2 Die Kenntnis verdanke ich dem freundlichen Entgegenkommen des Buch­bindermeisters Boddeutsch. Deutsche Staatsbibliothek.

3 Der vollständige Brief ist abgedruckt bei L. Wickert: Lillustre maestro. Zu Th. Mommsens 125. Geb. in: Deutschlands Erneuerung/"^. 1942. S. 53132.

Ein Besuch bei Gertrud Schacht

Ein Brief mit wohlbekannten Schriftzügen und einer Einladung flatterte in mein Haus:Kommen Sie, lieber Herr Schobeß, noch einmal nach Berlin-Steglitz. Ich bin die letzte Überlebende, die Theodor Fontane am Sonntag vor seinem Tode, der am 20. September 1898 erfolgte, gesprochen hat. Damals war ich 15 Jahre alt. Ich möchte Ihnen noch soviel von Fon­tane erzählen, denn nach mir ist alles versunken.

Wer konnte dieser liebenswürdigen Einladung widerstehen? Es waren Jahre vergangen, daß ich Frau Gertrud Schacht, geborene Mengel, Enkelin des Fontanefreundes Friedrich Witte aus Rostock, in ihrem trauten Heim besuchte, damals noch vereint mit ihrem inzwischen verstorbenen Gatten, Herrn Ober-Studienrat i. R. Dr. Wilhelm Schacht, bei dessen Großvater Dr. Julius Eduard Schacht in der Berliner Polnischen Apotheke Theodor Fontane 18451846 als Provisor arbeitete. Hier lernten sich Friedrich Witte und Theodor Fontane kennen und schlossen Freundschaft für das Leben. Friedrich Witte heiratete die Tochter seines Lehrprinzipals, Anna Witte, Großmutter von Gertrud Schacht. Die Freundschaft Theodor Fon­tanes und Friedrich Wittes erstreckte sich auch auf die Familien Fontane, Schacht und Witte: sie währt nunmehr bereits über 120 Jahre in der dritten Generation.

So konnte Frau Gertrud Schacht zwischen der letzten lebenden Enkelin des Dichters, Frau Gertrud Grosse, geborene Fontane, die heute in Bayern wohnt, und dem Fontane-Archiv eine Verbindung hersteilen. Nach dem Empfang unseres VerzeichnissesLiteratur von und über Theodor Fontane schrieb Frau Gertrud Grosse u. a. dem Archiv:Nicht nur, weil Sie in Verbindung mit Frau Schacht stehen, fließt mir die obige Anschrift in die Feder, sondern vor allen Dingen, weil ich nach Durch-

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