Heft 
(1972) 14
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377
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FONTANE

BLÄTTER

Band 2, Heft 6 (Heft 14 der Gesamtreihe)

1972

Theodor Fontane

Drei literaturtheoretische Entwürfe

Herausgegeben und erläutert von Joachim Krueger (Berlin) ,

1 Die Kunst des Erzählens [1]

Es wird so viel nach Gesetzen, nach einem Normalrezept gesucht, und doch ist die Sache grundeinfach. Im wesentlichen läuft es auf dasselbe hinaus wie beim Drama, und wer Menschen zu schaffen und diese geschaffenen Menschen in natürliche Beziehungen zueinander zu bringen weiß, der schreibe, der versteht sein Metier 1 . Ganz wie beim Drama: Charaktere und Situationen ,a . Versteht er außerdem zu komponieren, grad aufs Ziel loszugehn statt abzuschweifen, zu plaudern statt zu dozieren und den Geist der Freiheit und des Humors über dem allem walten zu lassen, so werden seine Triumphe wachsen, aber wahre Menschen und gesunde Situationen bleiben die Hauptsache, sind das Fundament 10 . Ob ich als Puppenspieler 2 hinter der Kulisse bleiben oder alle Augenblicke philosophierend oder erklärend vortreten will, ist gleichgültig. Das erstre ist besser, aber wenn ich das andre gut und geist­reich und unterhaltend tue, ist es nicht nur statthaft, sondern kann einen Reiz bilden. Es herrscht (Gott sei Dank) in all diesen Dingen viel Freiheit, und wenn nur eine reiche, starke, liebenswürdige Persönlichkeit zum Ausdruck kommt, so ist das andre ziemlich gleichgültig. Ja, es ist die Frage, ob nicht auch die schwächeren Kräfte gut tun, ganz nachihrer Fagon statt nach einem vorgeschriebenen Gesetz die Sache anzufassen.

2- [Die Kunst des Erzählens. 2] :1

Wir müssen dem, was sich da vor uns vollzieht, in jedem Augenblick unter freudiger Zustimmung folgen können. Auf das Folgen-Können kommt es an. Man gleitet in einem Kahn den Fluß hinunter, immer angeregt, immer befriedigt durch die Bilder am Ufer. Stockt die Fahrt,

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