ihrem Patriotismus gesund und unbestochen blieben, sei glänzend durchgeführt worden. Der Charakter des gemeinen Mannes, soweit die Mark in Betracht kommt, sei nie treffender geschildert worden — hier verweist er auf Gestalten wie Knecht Lamprecht und den Schulzen von Werbelitz. Als Beispiele hervorragender Episoden erwähnt er die Erschießung des Bürgermeisters Schulze von Nauwalk und die Szene in der Wirtsstube zu Querbelitz, wo ein und derselbe Hergang, die schwere Verwundung, vielleicht die Tötung eines Franzosen, von vier oder fünf Bauersleuten verschieden erzählt wird. Alexis gibt hier seine effektivsten Landschaftsschilderungen zum besten, die auf Shakespearsche Art als künstlerische Folie gebraucht werden oder den Zweck verfolgen, Stimmungen heraufzubeschwören oder zu steigern:
Gleich das erste Kapitel ist eine landschaftliche Ouvertüre zu dem, was kommt. Wir sehen ein märkisches Luch, an dessen einem Rande unser Isegrimm auf Haus Ilitz wohnt. Auf Meilen hin ein Moorgrund, eine Torfniederung, die ganze Geschichte der Landschaft hier herum knüpft sich an dieses Stück Sumpf und Sand 20 . In der Analyse von Ruhe ist die erste Bürgerpflicht lehnt Fontane Alexis’ Beschäftigung mit dem Verbrechen als etwas ab, was das Sittlich-Häßliche betont. Dagegen bewundert er die Schilderung der petits comites, vertraulichen kleinen Diners, in denen Staatsgeschäfte, Äußeres und Inneres, seitens „Excellenz“ des Geheimrats Bovillard [Lombard war hier Vorbild] und des Kammerherrn von St. Real bei einer Anzahl kaltgestellter Flaschen abgemacht werden. Drei Kapitel ,Auch eine Idylle“, ,Von Unmenschen und großen Menschen im Schlafrock“ und ,Das Citissime“ seien .wahre Perlen und zwar in mehr als einer Beziehung. Man sieht die Abgründe und bringt es doch zu keinem Groll, kaum zur Verachtung. Ganz wie die Dinge damals lagen“ 21 .
Fontane vergleicht Alexis mit Scott. Alexis sei der größere Landschafts- schilderer, aber besitze nicht den olympischen Humor und die Fähigkeit, von oben sein Thema zu betrachten, die Fontane bei Scott findet. Er verwickele sich zu sehr in die Persönlichkeit seiner Gestalten und schüttele nie ganz den Wust der Arbeit ab. Alexis leide an der .falschen Romantik“, und seine Ironie, die grillenhaft zerstört, was er durch seinen ironischen Geist schafft, sei romantisch subjektiv. Fontanes Ironie ist anders, mehr dem olympischen Humor Scotts verwandt, teils unparteiisch teils mitleidig. Von seiner Beschäftigung mit Alexis lernte Fontane die Darstellung des Dialogs im Roman und die effektive Funktion der Landschaftsschilderung. Er lernte auch zu vermeiden, was er bei Alexis als Schwächen betrachtete.
Mit Recht hat Reuter festgestellt:
Im zurückgebliebenen und zerstückelten Deutschland [von Fontanes frühen und mittleren Jahren] war die Zeit für den Gesellschaftsroman nicht reif; keinen Ort gab es, an dem soziale Geschehen in solcher Dichte und Mod ellhaftigkeit erlebbar (und damit gestaltbar) gewesen wäre wie im Paris Stendhals und Balzacs, im London Thackerays und Dickens 22 .
Alexis’ Versuche in den dreißiger Jahren, die Gesellschaft jener Zeit zu schildern (Das Haus Düsterweg 1835 und Zwölf Nächte 1838) waren
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