Und der vierte ist mein Bube.
Die ältere Frau hat schwarzes Haar,
Und die jüngere hat es nicht minder.
Das macht, es ist, wie’s immer war,
Es ähneln sich Mutter und Kinder.
Die Dritte sieht ihren Knaben an Unter Lachen und unter Weinen,
Die denkt: Ich hab’ eine Art von Mann Und hab’ auch wieder keinen.
Der Junge spielt und fährt über See,
Um seinen Vater zu suchen.
Er ruft: Lieb Mutter mein, ade,
Ich hole den Butterkuchen.“ 30
Als Theodor Fontane 1859 endgültig aus England nach Berlin zurückkehrte, weilte auch er des öfteren bei Mutter und Schwester in Neuruppin, besonders in der Zeit, als er an dem Band „Die Grafschaft Ruppin“, dem 1. Band seiner „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“, arbeitete. Auch fremde Gäste sah das Haus in der Fischbänken- straße, wie Fanny Lewald und Fontanes Dichterfreund Paul Heyse, der auch hier Stoff zu seinen Romanen und Novellen suchte. 31
7. Das Sterbehaus der Mutter
In den letzten Jahren ihres Lebens verzog „Madame Fontane“, wie sie allgemein genannt wurde, aus dem alten Fachwerkhaus, das den Stadtbrand überdauert hatte, in ein kleines moderneres in dem wiederaufgebauten Stadtgebiet, in das Haus Nr. 256 (jetzt Karl-Marx-Straße 7), wieder in die Nähe des Rheinsberger Tores, schräg gegenüber der Interimswohnung von 1826/27. Es wurde ihr Sterbehaus, dort schloß sie am 13. Dezember 1869 ihre Augen für immer. Sie wurde nach einem wahrlich nicht leichten Leben am 16. Dezember auf dem Alten Friedhof am Wall zur letzten Ruhe gebettet. In seinem Tagebuch 32 schreibt der Dichter: „Am 13. Dezember starb meine liebe, alte Mama; den dritten Tag begruben wir sie bei stürmischem Wetter auf dem schönen alten Friedhof an der Stelle, wo sie zu ruhen gewünscht hatte. Die ganze Stadt nahm an dem Tode der alten Frau theil, und die schönsten Kränze und Guirlanden wurden ihr mit ins Grab gegeben. Wie sie friedensvoll, erlöst im Sarge lag — dies Bild von ihr wird mir bleiben.“ Mathilde von Rohr teilte Fontane mit: „Am Donnerstag haben wir dann unsre gute Mama auf dem alten Ruppiner Kirchhof — Kaufmann Gentz hatte uns ein Stück Erde abgetreten — an einer schönen, baumbepflanzten Stelle zur letzten Ruhe bestattet. Die ganze Stadt war voll Theilnahme, was uns wieder einmal zeigte, daß ein ordentliches, ehrliches, anständiges Leben, voll Strenge gegen sich selbst und voll Güte gegen die Mitmenschen, immer noch eine Würdigung findet. Der Sarg war mit Kreuzen und Kränzen überdeckt.“ 33 Welch tiefe Liebe, Verehrung und Humanität spricht aus diesem Nachruf Theodor Fontanes!
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