Heft 
(1974) 19
Seite
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Könnte auch dieses sein Lau-Bild Fontane mit dazu bewogen haben, das Erinnerungsbueh alsAutobiographischen Roman zu bezeichnen? Spricht auch aus dem Lau-Porträt ein Fontanesches Streben nachPoe- tisierung seines Jugenderlebens ? K Fontanes UntertitelRoman besagt nicht erdichteten Inhalt der Erzählung, sondern eineninsgeheim domi­nierenden Kunstwillen zu thematischer Rundung und Geschlossenheit. 28 In diesem Sinne schreibt Fontane einmal:Es ist etwas Schönes, der Kunst und der Geschichte gleichzeitig gerecht werden zu können. 27 Meine Mutter war etwas überrascht 28 , dieser Reaktion gegenüber seinem Bericht über die erste Schulstunde Laus erinnert sich Fontane. Weist diese Szene voraus auf dieuntrainiert gebliebeneMenschen­seele 29 , als welche Fontane, wie er gesteht, Ostern 1832 in das Neu- ruppiner Gymnasium eintritt und zu welchem Fontaneschen Status auch August Lau durch legeren Unterricht beigetragen haben mag? [Faks. August Lau, Handschrift!. Lebenslauf 1806-1834. Universitäts-Archiv Jena.]

III. August Lau Schüler in Brandenburg/Havel. Abitur 1826 Dem Fontaneschen Lau sei der Lau der Archive zur Seite gestellt. August Lau promoviert 1834 in absentia an der Universität Jena. Das hierzu selbstverfaßte curriculum vitae, in deutsch übertragen, geleitet uns durch erste 28 Lebensjahre. 30 Es beginnt:

Ich, Johann Friedrich August Lau aus Brandenburg, geboren am 13. März 1806, wurde, eingeführt in die Anfänge des Wissens in der Saldernschule meiner Vaterstadt, vom Vater angewiesen, das Gymnasium zu besuchen, das in dieser Zeit dort blühte unter dem Hektor Barth.

Die Register von St. Katharinen in Brandenburg verzeichnen als Laus Eltern den Huf- und Waffenschmieds-Meister eines ebensolchen Sohn Johann Heinrich August Lau und die Sattlermeisterstochter Christiane Friederike, geb. Tauffmann, als Traudatum den 22. April 1804, als Paten je einen Schiffbauer, Schmied und Seiler. Der Vater wird um 1777 geboren (vermutlich in Neubrandenburg/Meckl.), die Mutter 1777 in Brandenburg/Havel. August wächst als Ältester von 6 Geschwistern heran. 31

Es lassen sich sächsische und norddeutsche Lau unterscheiden. August Lau dürfte zu den zahlreicheren norddeutschen Trägem des Namens gehören. 32 33

Die Saldernsche Schule fungiert bis 1817 alsAltstädtische Bürgerschule. Anschließend ist sie, um als Mittelglied zwischen Elementar-Schulen und Gelehrtenschule ihre Aufgabe der Bildung des höheren Bürgerstandes besser erfüllen zu können, selbständigeBrandenburgische Höhere Bür­gerschule. In August Laus Schülerjahren ebenfalls in guter Entwicklung begriffen, ermöglicht sie mit Latein und Griechisch ihren Absolventen etwa mit dem 15. Lebensjahr den Übergang auf das Gymnasium. Diesen Schritt könnte Lau somit um 1821 tun. 34 Bis 1818 erlebt er dreimal des Jahres noch traditionelle Singumgänge in Stadt und Dorf um Geld,

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