Es muß kommen. Sie lächeln. Aber :id glauben Sie nicht, daß ich Geßner Redivivus"' sei, glauben Sie noch weniger, daß ich zu den aufs Jenseits Wartenden [?] gehöre, die da predigen: „Halte aus bei der Schrippe, oben gibt es Mohnstriezel“. Ich bin nicht Idyllist, nicht Idealist, ich bin viel mehr Praktiker als die, die da glauben, die wahren Praktiker zu sein, und während die andern durch Einbildungen sehn, aus Visionen nicht herauskommen, sehe ich die Wirklichkeiten. Was ich von der Menschheit erhoffe, das heißt nicht Entsagung, sondern Erkenntnis, das heißt nicht Gleichgültigkeit gegen die Lebensfreuden, sondern nur Wahrnehmung, richtige Beobachtung, Wahrnehmung, wo diese Freuden sind und wo sie nicht sind.
Nietzsche hat das Wort „Umwertung “ 5 erfunden. Ich könnte ihm die Hände dafür küssen. Es muß alles „umgewertet“ werden, und von dem Augenblick an, wo dies geschehen sein wird, wird zwar nicht das Unglück aus der Welt geschafft sein, aber die 5a Menge des Glücks, die Zahl der Glücklichen wird unendlich gewachsen sein. Alles läuft darauf hinaus, sich von der Vorstellung frei zu machen: Geld sei Glück. Das Umgekehrte gilt. Es heißt, der Neid sei an allem schuld. Aber dieser ' Neid ist erst das Zweite, ist erst ein Folge. Das Erste ist: die falsche Beurteilung der Sachlage, der [.. .] eingewurzelte Glaube: Geld sei Glück. Geld ist alles Mögliche: Macht, Quell von Gutem und Bösem (namentlich Bösem), aber Glück ist es nicht. Vielleicht würde mit dem Erlöschen der Sehnsucht danach auch der dramatische 5 *’ Reiz des Lebens erlöschen, möglich, aber dieser Reiz ist nicht das Glück. Es würde keine Konquistadoren mehr geben, keinen Cortez und Pizarro 15 , keinen Lord Clive 7 und Warren Hastings 8 , keine Anti-Sklaverei-Lügner [.. ,] 8a , die nichts Vorhaben, als die nackte 8 *» schwarze Menschheit in „cotton “ 9 oder „shoddy “ 10 einzuwickeln.
Sie sehen mich an und fragen mich, ob [ich] an solche Möglichkeiten glaube, ob ich wirkliches Glück gesehen habe, ob es im Kleinen und Alltäglichen ,0a eine Daseinsbefriedigung gibt, die man „Glück“ nennen darf. Sie fragen mich, ob ich dergleichen mit Augen gesehen habe. Ja. ich habe dergleichen gesehn, oft, vielfach. Alles, was wir im Neuen Testament darüber lesen, ist gewißlich wahr. Dies ist seine schönste Seite; sie ist nur falsch ausgenutzt worden, immer unter Hinweis auf den Himmel, wodurch zugestanden wird: „Das ärmlich 10 *» Irdische taugt nicht viel“. In dieser Interpretation liegt der Fehler. Es muß gezeigt werden, daß 10c das Glück des Kleinen 100 nicht ,0e in etwas Zukünftigem (daran zu glauben doch manchem schwer wird) besteht, sondern daß er es hat, daß er der Bevorzugte ist oder es wenigstens sein kann, daß das Glück der Reichen, und je reicher desto mehr, eine Täuschung ist und daß nur der durch Arbeit errungene Tag ein glücklicher Tag ist. „Unser täglich Brot gib uns heute“, darauf gibt die Erde dem Menschen und seiner Arbeit einen natürlichen Anspruch, aber über die Gewähr dieses Anspruchs hinaus hat er nichts zu fordern und alles weitere in sich selbst zu suchen. Und wenn er es 10 * richtig sucht, wird er es finden. Ich war mal in Warnemünde 11 . Sturm war und ein Schiff draußen 11 ».