Spärlich haben Freud u. Glück Dich gesucht im Leben,
Zogen schnell. die Hand zurück,
Die sie kaum gegeben;
Doch sie werden Dir auf’s Neu Und auf lang erscheinen,
Lachen sollst Du sonder Scheu,
Und nicht unter Weinen.
Daß Dein Herz für Fried u. Freud’ Bald die rechte Stätte, - Und, was meine Liebe beut,
Nur ein Glied der Kette.
Sieh, was will vom Himmel ich Heute heiß erflehen.
Und wenn nicht um mich, um Dich Läßt er’s wohl geschehen.
Diese Zeilen dürfen nicht fort ohne Anhängsel von mir; so will es Emilie, und weil ich längst keinen Willen mehr habe (nach Pinchen 8 ), natürlich auch ich. An dieser Artigkeit gegen Sie werden Sie mich erkennen! Übrigens bedarf es außer des eignen Antriebes wirklich noch eines brautrechtlichen Imperativs, um mich zum Schreiben zu bringen; eines Teils, weil ich Emilien so herzhaft gedrückt habe, daß mir die Hand zittert, andrerseits, weil ich es nach vorstehenden Versen Ihrer talentvollen Tochter für gefährlich halte, mit einem prosaischen, wenn auch gutgemeinten Glückwunsch hinterdrein zu humpeln. Ein Mensch, der den Himmel alle Tage um eine gute Dosis Philistertum beschwört, kann seine natürliche Anlage für dasselbe nicht besser als durch die Neujahrsgratulation bekunden; „der Himmel erfülle alle Ihre Wünsche!“ Ich rechne mit Bestimmtheit darauf, daß Sie an dies Greifen nach einer abgegriffenen Redensart, alle möglichen schönen Hoffnungen für meine Zukunft knüpfen. Übrigens ist es mit solchen Gemeinplätzen nicht immer so schlimm; ich weiß es, daß man zu Zeiten in die verbrauchteste Überschrift seine ganze Liebe hineinlegen will, so bitt’ ich auch den Gebrauch obiger Redensart zu deuten: — Emilie guckt mir auf die Finger; ich habe nicht die Courage, es ihr zu verbieten, wenn sie diese meine unmaßgebliche Meinung liest, sieht sie vielleicht weg; aber wenn auch, viel Segen kann Ihnen daraus nicht mehr erwachsen; wir sind am Ende, gehaben Sie sich wohl. Ihr Theodor.
Viel Grüße Ihrem Ehegespons nebst Sproß) ing; auch an Herrmann bei seiner Rückkehr.
Meine beste Mutter,*)
Letschin, d 15. 9. 1847
Du glaubst gewiß, mein Mütterchen, ich habe mein Versprechen, Dir zu schreiben, vergessen, allein die Zeit verrinnt hier so schrecklich schnell, daß ich kaum glauben mag, daß ich schon 4 Tage hier verlebt habe; ach, meine gute Mutter, ich bin so glücklich, denke aber immer an Euch, verdanke ich doch auch Eurer Güte wieder diese große Freude. Und
•) Der Brief ist durch das Herauschneiden eines gedruckten Zitats am Briefkopf beschädigt. Das trifft vor allem für die Rückseite 1 zu . .]
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