Heft 
(1977) 25
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vollstem Vertrauen die Bitte an ihn richte, diese paar Tage noch zu­zugeben. Bei einem Familienfest ist man ja gern vereinigt, und so jung kommen wir nicht wieder zusammen. Emilie weiß von diesem meinem Gesuche nichts; Sie können [...] aufs freudigste überraschen. Bitte ant­worten [...] Ihr Brief muß am Donnerstag vormittag auf der [. . .1 Ihr [. . .]

Unveröffentlichte Briefe von Emilie und Theodor Fontane an Bertha Kummer

Herausgegeben und kommentiert von Joachim Schobeß

Meine liebe Mama.

Berlin, d. 10. April 1857

Wie unverantwortlich mag Dir mein langes Stillschweigen erscheinen, u. scheint es mir selbst, obgleich ich wirklich wochenlang am Schreiben verhindert war. Meine Augen verboten mir die geringste Anstrengung u. ließen mich kaum das Nötigste tun, so daß ich meinem geliebten Mann nur zeilenweise schreiben konnte. Ich habe nun die große Freude, ihn seit dem 28. v. M. hier zu haben, was mich sehr glücklich macht 13 . Er ist munter u. wohl u. erscheint mir immer wieder um einen Grad liebenswürdiger. Leider bleibt er nur bis zum 25. hier, u. erst im August, so Gott will, werde ich ihm mit den Kindern u. Frl. Hertwig, Schwester von Bennos Frau, folgen. Ich habe sie als Art Bonne für die Kinder u. Gesellschaft für mich engagiert. Die Jungen sind munter u. der kleine Theodor erfreut uns durch sein immer freundliches Wesen. Mir geht es gut, aber meine Augen sind jetzt einer Kur bei Gräfe unterworfen u. muß ich duschen u. eine blaue Brille tragen. Gegenwärtig sind Herrmann u. Thilde*) zum Besuch hier, sie sind liebenswürdig u. haben sich sehr zum Vortel verändert, beide haben mir Grüße für Dich, liebes Herz, auf- getragen. Mutter erwartet sie zum Fest, die durch den Tod von Fels sehr angegriffen ist 1 *. Herrmann wird den jüngsten Knaben von drei Jahren an Kindes Statt annehmen.

d. 17. [April], Mein Theo ist heut früh zu seinem Vater gereist u. will ich nun endlich diese Zeilen beenden 15 . Mutter u. Lischen erwarten wir in nächster Woche von Letschin 16 . Erstere ist gegenwärtig bei unserer Jenny 17 , die sehr leidend ist u. im August schon wieder ihre Entbindung erwartet, welches Schicksal meine arme Laura 1 ' 3 mit ihr teilt. Von Max kann ich Dir mitteilen, daß er eine Apotheke in der Nähe von Küstrin gekauft hat u. Mitte Juli Hochzeit haben wird. Lischen ist jetzt zum Besuch in Küstrin. Meine arme Johanna 18 hat leider ihre Mutter ver­loren u. schrieb mir heute sehr betrübt, da ihr auch der Verlust ihrer jüngsten Schwester bevorsteht. Minnthe hat nun ein Pärchen, da vor 8 Tagen ein kleines Mädchen bei ihr einpassiert ist.

Nun nimmt noch den zärtlichsten Dank für Deine netten Geschenke, die uns sehr erfreut haben. George liest mit Eifer in seinem hübschen Bilderbuche u. freut sich schon sehr darauf, Großmama K. die Geschieh-

*) Mathilde Müller, geb. Goersch, s. auch Anmerkung 5.

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