Heft 
(1977) 25
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Kummer. Bertha Kinne (23. 11. 18072. 5. 1870) war die dritte Frau des Rates Kummer; die Ehe wurde 1839 geschlossen. Bertha Kinne stammte aus Herrn­hut; es ist nicht auszuschließen, daß Theodor Fontanes gute Kenntnisse über dieHerrnhuter Brüdergemeinde, die in einigen seiner Romane, z. B. inVor dem Sturm und inUnwiederbringlich zum Ausdruck kommen, u. a. durch Bertha Kummer vermittelt wurden (s. ferner Gotthard Erlers Hinweise in der achtbändigen Ausgabe des Aufbau-Verlages). Wie wir aus dem erworbenen Nachlaß ersehen, war Bertha Kummer von streng herrnhutischer Gesinnung. Zwischen den Adoptiveltern, insbesondere der Bertha Kummer, und der Adop­tivtochter Emilie, bestand, wie aus den Briefen hervorgeht, ein besonders in­niges Verhältnis. Der nachweisbare Briefwechsel zwischen Emilie und Karl Wilhelm bzw. Bertha Kummer erstreckte sich von 1839 bis 1866. Vier der 93 Briefe, hier erstmalig veröffentlicht, besitzen handschriftliche Zusätze Theodor Fontanes. Der Vollständigkeit halber sei an dieser Stelle erwähnt, daß sich auch etwa einhundertachtzig Briefe der Emilie Fontane von 1852 bis 1889 an Theodor Fontane, die Hermann Fricke 1937 aus Platzmangel nur lückenhaft veröffentlichen konnte, seit 1964 wieder im Fontane-Archiv befinden.

Die ersten Briefe, die nachfolgend aus dem Nachiaß Kummer publiziert werden, wurden in Letschin geschrieben, wo sich Emilie im Dezember 1846 und irn September 1847 besuchsweise bei den künftigen Schwiegereltern aufhielt. Theo­dor und Emilie hatten sich bekanntlich am 8. Dezember 1845 verlobt. Theodor Fontane bereitete sich hier bei seinen Eltern in Letschin im Herbst 1846 bis Anfang 1847 auf das Staatsexamen vor (Approbation als Apotheker erster Klasse vom 2. März 1847 im Fontane-Archiv. Sign. F 10). Louis Henri Fontane besaß die Letschiner Apotheke, heuteFontane-Apotheke, von 1838 bis 1850. Karl Wilhelm und Bertha Kummer, an die die Briefe gerichtet waren, wohnten, in Berlin. Nach Feststellungen von Dr. Gerhard Engelmann, Potsdam, waren die Wohnungen des Rates Kummer in Berlin wie folgt;

18221828: Letzte Straße 8, das ist Dorotheenstraße 8.

1832-1835: Burgstraße 24.

1836-1842: Große Hamburger Straße (1838: 30 und 30a).

1843-1846: Oranienburger Straße 33 (Ecke Artillerie-Straße) im eigenen Hause. 18481853: Zimmerstraße 2.

18531855(t): Wilhelmstraße 132.

Emilies Briefe, die wir zur ggb. Zeit veröirentlichen werden, vermitteln uns interessante unbekannte Einzelheiten über die Familien Fontane, Kummer, Müller, Sommerfeld und Triepke.

Emilies leibliche Mutter Therese Triepke (17901367), geborene Rouanet, ver­witwete Müller, hatte 1842 in zweiter Ehe den Oberförster Triepke, Liegnitz, im FamilienkreiseGroßvater genannt, geheiratet. Die 1971 vom Theodor- Fontane-Archiv erworbenen dreiundneunzig Briefe bringen letzlich den Beweis, daß es sich bei Theodor und Emilie Fontane um eine Liebesheirat mit tiefen seelischen Bindungen handelte, die der Dichter gelegentlich treffend charak­terisierte:,Du hast Glück gehabt*, sagte meine Mutter nach meiner Verlobung. ,sie hat genau die Eigenschaften, die für dich passen*. Mit diesem Worte hatte meine Mutter es wundervoll getroffen.

2 Max Fontane, Bruder Theodor Fontanes, Apotheker, geboren am 20. 12. 1826 in Neuruppin, gestorben am 22. 5. 1860 in Kriescht im Warthebruch. (Todes­anzeige im Fontane-Archiv, Sign. ZA 1860.)

3 Teilnachlaß Kummer im Fontane-Archiv:Vorladung des Verklagten zur

Klage: Beantwortung in Sachen der Direktion der Strafanstalt Spandow wider Kummer, 22. 5. 1846 undIn Sachen K. W. Kummer, Kläger und der Direk­tion der Strafanstalt Spandau, 21. 12. 1846. (Sign. Nachl. Kummer 37 u. 38.)

4 Adelbert Kummer (1842-1878). Sohn von Karl Wilhelm und Bertha Kummer. Im Fontane-Archiv befindet sich eine zeitgenössische Photographie (AI 312).

5 Es handelt sich, wie aus weiteren Briefen hervorgeht, um Emilies Stiefbruder Herrmann Müller, der kinderlos als Oberstabsarzt starb (s. S. 5, Fußnote).

6Mila, Kosename für Emilie.

7 August Fontane (1801 bis etwa 1870, t Charlestown, Kanada, lt. Brief von Karl Fontane, s. Zt. Chef-Redakteur derPosener Zeitung vom 3. 2. 1910 an Fried­rich Fontane, Sign. W 150 des Fontane-Archivs), der'berühmte Onkel August, und seine Ehefrau Philippine Fontane, geb. Sohm (etwa 1810-1882), gen.Tante Pinchen. Röschen war die Pflegetochter des Ehepaares.

8Tante Pinchen, Philippine Fontane.

9 Emilie Fontane, geborene Labry (geboren am 21. 9. 1798 in Berlin, gestorben am 13. 12. 1869 in Neuruppin). Die Übersiedlung nach Neuruppin erfolgte Ende April 1854 lt. Schreiben von Elise Weber, geb. Fontane, vom 8. 10. 1919 an

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