steht fest. Am 12. oder 13. Juni soll Hochzeit sein, die Tochter soll nach Franzensbad, ich selbst muß vielleicht an die See, — da sind Vorherbestimmungen mißlich und wenn 120 Thaler auch kein Vermögen bedeuten, so ärgert sich doch selbst ein Reicher, wenn er sie ausgeben soll, ohne das Geringste davon zu haben. Und so preise ich dann den inter- vcnirenden Itzenplitz und variiere den alten märkischen Spottvers dahin : „den schick’ uns, lieber Herregott.“ Ihnen aber nochmals tausend Dank. Unter Empfehlungen an Ihren Herrn Gemahl und die theuren Friedländers, Ihr ganz ergebener Th. Fontane.
Der kürzere Brief vom 17. Januar 1886 dürfte wohl zu unpersönlich sein, als daß Näheres darüber ermittelt werden könnte. Jedoch der engbeschriebene zweiseitige Brief vom 22. März 1886 hat mehrere Anhaltspunkte, die es ermöglichen, dem Brief etwas über Fontanes Sommerfrischepläne für 1886 abzugewinnen. Die Empfängerin wird wohl Frau Richter, geb. Eberty (1858—1914), in Arnsdorf gewesen sein, wie es sich aus einem Brief Fontanes an Georg Friedlaender vom 9. April 1886 ergibt. Diesem Brief nach habe Frau Richter ihm im Auftrag Friedlaenders von einem gewissen Herrn Itzenplitz geschrieben, der ebenfalls an der Unterkunft in Krummhübel interessiert gewesen sein sollte. Im folgenden Auszug dieses Briefes vom 9. April 1886 bezweifelt Fontane die Existenz dieses Herrn Itzenplitz in meisterhaftem Stil und gibt uns dadurch einen Hinweis, wer die Empfängerin des obigen Briefes gewesen sein dürfte:
Dies legt mir aber eine doppelte Verpflichtung auf, Ihnen für die T h a t e n zu danken, in denen Sie mittlerweile mit Haus Fontane correspondiert haben. Ich meine den Wohnungs-Rettungs-Akt. Als ich von einem Breslauer Herrn v. Itzenplitz las - in Breslau giebt es Itzige aber nicht Itzenplitze - war mein erstes Wort: „das ist Teils Geschoß“ oder richtiger: einer jener sagenhaften Pfeile, die nicht zum Tode sondern zum Leben abgeschwirrt wurden. Mit andern Worten, ich hielt den Itzenplitz, von dem Frau Richter schrieb, für ein Geschöpf Ihrer Laune, für ein Produkt freundschaftlich liebenswürdigen Übereinkommens, um den „Halb-Engagirten“ ein für allemal aus der Schlinge heraus zu lassen.*
Der Inhalt des hier abgedruckten Briefes ist dem vom 9. April ähnlich: Fontane wollte die 120 Taler für Unterkunft in Krummhübel nicht im voraus bezahlen, da seine Sommerpläne im Dunkeln lagen.
Anmerkungen
1 „Ein in Chicago gefundener, unbekannter Brief Paul Heyses an Theodor Fontane“. - In: Fontane-Blätter. Bd. 3, H. 7 (Heft 23 der Gesamtreihe 1976), S. 483-85.
2 Kurt Schreinert, ed., „Theodor Fontane, Briefe an Georg Friedlaender“. (Heidelberg: Quelle & Meyer 1954). p. 31.
Max Lesser über Theodor Fontane: Zwei Briefe an Henry H. H. Remak 1937 und 1938 1
Mitgeteilt und kommentiert von Frederick Betz (University of Maine)
Über das Leben und Wirken Max Lessers ist sehr wenig zu erfahren; nach ausführlichen Nachforschungen und mehrfachen Anfragen in Bibliotheken und Archiven in Wien, Berlin, Potsdam. Dortmund, London. New York und Washington muß der Herausgeber der vorliegenden Briefe Lesser für (fast) verschollen halten. Doch aus den wenigen Quellen, die aufgefunden werden konnten, kann man genug Angaben zusammenstellen, um ihn zu identifizieren.
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