21 Aus dem Nachlaß, Hrsg. Joseph Ettlinger, Berlin 1908.
22 Theodor Fontane, „Rudolf Lindau: Ein Besuch“ (1883), in „Aus dem Nachlaß' (wie Anm. 21), d. 281-294, Fontanes Aufsatz über Rudolf Lindau (1829-1910) ist, wie Lesser andeutet, zugleich „ein hochinteressantes Selbstzeugnis ... über seine Schaffensweise“ (Hans-Heinrich Reuter, „Fontane“, Berlin u. München 1983, Bd. 2, S. 680-861). Wie Lesser bewunderte Fontane Huaoif Lindau, siehe etwa seinen Brief an Ludwig Fletsch vom 23. Dez. 18 od: „die haoen Menzel und Turgenjew genannt, und zu beiden blicke ich als zu meinen Meistern und Voroilaein auf. Es ist die Schule, zu der, soweit meine Kenntnis reicht, nur noch Rudolf Lindau gehört. ..“ („Theodor Fontanes Briefe an Ludwig Pietsch“, eingeleitet u. kommentirt von Christa Schultze, „Fontane- Blätter“, Bd. 2, H. 1 (1969), S. 46—47). Während aber Fontanes Meinung uoer Paul Lindau (1839—1919) weder als eindeutig positiv noch als eindeutig negativ bezeichnet werden kann, teilt Lesser Lindaus völlige Ablehnung durch die jüngere, naturalistische Generation (vgl. etwa Albert Soergel, „Dichtung und Dichter der Zeit. Eine Schilderung der deutschen Literatur der letzten Jahrzehnte“, 15. Aufl., Leipzig: Voigtländer 1911, S. 68, 81—82). Entgegen der Behauptung Lessers erwähnt Fontane Paul Lindau in seinem Aufsatz über den Bruder Rudolf, siehe den letzten Absatz, wo Fontane die Brüder miteinander vergleicht (übrigens ein Beispiel für sein differenziertes Urteil über Paul Lindau). Christa Schultze: „Zur Entstehungsgeschichte von Theodor Fontanes Aufzeichnungen über Paul und Rudolf Lindau“ in diesem Heft, S. 27 ff.
23 Vgl. Fontanes Brief an OttoBrahm vom 29. Okt. 1882: „Ich stehe persönlich so zu Heyse, daß ich ihn für das größte, noch mehr für das reichste Talent halte, was wir zur Zeit in Deutschland besitzen, dessen Bedeutung aber durch einen falschen Tropfen in seinem Blut immer wieder in Frage gestellt, in vielen seiner Produktionen einfach vernichtet wird. . . Heyse, den ich sehr liebe, weiß auch, daß ich so über ihn denke.. .“ (zit. nach Theodor Fontane, „Aufsätze, Kritiken, Erinnerungen“, Hrsg. Jürgen Kolbe, München: Hanser 1969, Abt. 3, Bd. 1, S. 841) sowie Kolbes Kommentar: „Vor allem in der Beurteilung des neuen naturalistischen Theaters trennen sich die Kunstauffassungen Heyses und FJontanejs“ (Ebd.).
24 Hermann Sudermann (1851—1928). Vgl. Fontanes Brief an seine Tochter Martha vom 8. Okt. 1894: „Sudermann, für den ich nicht viel übrig habe, tut mir leid, ... Es ist dies eine sehr wichtige Frage, welchen Ton die Kritik anzuschlagen hat. Ernsthafte Talente (wie Hauptmann) müssen ernsthaft behandelt werden, falsche Größen nicht“ („Fontanes Briefe in zwei Bänden“, Hrsg. Gotthard Erler, Berlin u. Weimar: Aufbau 1968, Bd. 2, S. 355-356).
25 Ernst von Wildenbruch (1845—1909). Vgl. Siegmar Gerndts Kommentar zu Fontines Besprechung über Wildenbruchs Stück „Die Quitzows“ vom 10. Nov. 1888 in der „VossisChen Zeitung“: „Mit dieser Auff. tritt eine Wende in F’s Stellung zu Wildenbruch ein. Seine frühere Ablehnung weicht einer zwischen Achtung und Bedauern schwankenden Haltung“ (Theodor Fontane, „Aufsätze, Kritiken, Erinnerungen“, Hrsg. Siegmar Gerndt, München: Hanser 1969, Abt. 3, Bd. 2, S. 1022).
26 Melchior Meyr (1810—1871), Mitglied des Münchener Dichterkreises, „Erzählungen aus dem Ries“ (Riesgau/Schwaben), 3 Bde (1856).
27 Berthold Auerbach (1812—1882), dessen „Schwarzwälder Dorfgechlchten“ (1843— 1854) während der gesamten zweiten Jahrhunderthälfte einen gewaltigen Erfolg hatten.
28 Herman Grimm (1828—1901), ältester Sohn von Wilhelm Grimm, Kunst- und Literaturhistoriker („Das Leben Michelangelos“, 1860-63; „Goethe“, 1877; „Das Leben Raffaels“, 1886), Professor in Berlin, gehörte neben Erich Schmidt, Theodor Mommsen und Heinrich von Treitschke zu den Professoren, die Fontane anläßlich seines 75. Geburtstages für die Ehrendoktorwürde vor- sChlugen. Uber Grimms Roman „Unüberwindliche Mächte“ (Berlin: W. Hertz 1867) veröffentlichte Fontane eine Rezension in der „Kreuz-Zeitung", Nr. 138 vom 16. Juni 1867 (vgl. Fontane,) „Aufsätze, Kritiken, Erinnerungen“, Hrsg. Jürgen Kolbe, Bd. 1, S. 380—385). Laut Fontane scheint Grimm in seinem „sozialen Roman“ davon auszugehen, „daß in den Herzen unseres Adels noch vielfach eine .unüberwindliche Macht' vorhanden ist, ein mystisches, oft erschüttertes, aber immer neu hervortretendes Sondergefühl, das diesen Friedensund Freundschaftsschluß mit der bürgerlichen Welt einzugehen sich we'gert“ (S. 380). Dagegen vertritt Fontane die Ansicht, „daß wir die Schranke als längst gefallen, die Kluft, politisch wie gesellschaftlich, als überbrüCkt betrachten .. .“ (ebd.). „Bel dieser Äußerung“, wie Jürgen Kolbe in seinem Kommentar bemerkt, „ist zu beder.ken, daß F. sie in der konservativen ,Kreuz-Zeitung' publizierte“ und daß „für F„ den späteren Romanautor, . . . der Standesgegen-
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