Heft 
(1977) 25
Seite
27
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Christa Schultze (Berlin)

Zur Entstehungsgeschichte von Theodor Fontanes Aufzeich­nungen über Paul und Rudolf Lindau

(mit einem unveröffentlichten Entwurf Fontanes und unbekannten Briefen)

I

Vor drei Jahren publizierte die Nymphenburger Ausgabe der Werke Fontanes im zweiten Band derLiterarischen Essays und Studien einen aus zwei Quellen zusammengesetzten,Paul und Rudolf Lindau betitel­ten Artikel 1 . Teil I und III dieser Publikation ist ein Wiederabdruck aus der 1923 verfaßten Dissertation von Erhard Klette, der damals, die Grundlagen zu dem 1908 von Josef Ettlinger herausgegebenen Nachlaß­band überprüfend,bei einem Besuche im Hause des jüngsten Sohnes des Dichters, des Herrn Verlagsbuchhändlers Friedrich Fontane in Neuruppin Theodor Fontanes dort aufbewahrten Nachlaß mit einerunerwarteten Fülle von gänzlich unbekanntem Material 2 einsehen konnte. Klette zitiert von dem in diesem Nachlaß aufgefundenen, von Fontanes Hand auf der ersten SeitePaul und Rudolf Lindau überschriebenen Entwurf jedoch nur ein knappes Drittel, nämlich den Anfang und seinem Thema über Fontane als Kritiker deutscher erzählender Werke folgend

den Schluß mit Fontanes Kritik an Paul Lindaus Redaktion der Zeit­schriftDie Gegenwart. Teil II vonPaul und Rudolf Lindau der Nymphenburger Ausgabe greift daher zum Zwecke der Vervollständigung

unter Fortlassung der beiden ersten Absätze, die eine Raffung der bei Klette zitierten darstellen auf einen Artikel zurück, der im Sep­tember 1924 ohne Nennung des Editors unter dem TitelVerkehr mit Paul Lindau. Aus dem Nachlaß von Theodor Fontane in der Sonntags­ausgabe derVossischen Zeitung veröffentlicht worden war 2 , und der

abgesehen von anderen Unterscheidungen, von denen noch die Rede sein wird - die Kritik an derGegenwart nicht enthält.

Die Handschrift, die Klette Anfang der zwanziger Jahre in Neuruppin eingesehen hatte, erwarb im Februar 1935 zusammen mit einigen anderen Autographen für 400 Mark die damalige Preußische Staatsbibliothek von Frau Sophie Dobert aus Nächst-Neuendorf bei Zossen 4 und ordnete sie den Teilen zu, die bereits auf der Nachlaß Versteigerung durch Meyer & Ernst im Oktober 1933 5 von der Bibliothek angekauft und als Nachlaß Fontane katalogisiert worden waren. Seit der Übergabe aller Fontane-Autographen der Berliner Bibliothek im Jahre 1965 befindet sich die Handschrift im Potsdamer Theodor-Fontane-Archiv, das heute der Deutschen Staatsbibliothek angegliedert ist. Die Handschrift besteht aus 15 doppelseitigen Foliobogen (also 30 Blatt), die - beide Mittelseiten freilassend jeweils auf der ersten und vierten Seite beschrieben sind. Die dem Entwurf beiliegende Vorderseite eines alten Umschlagdeckels trägt die AufschriftConvolut 10, den TitelPaul und Rudolph Lindau und von der Hand Friedrich Fontanes die Bemerkung:Siehe auch den im Nachlaßband schon gedruckten Artikel über Rudolf Lindau