ausführlichste) Wohnungsbeschreibung wurde an „entsprechender Stelle einrangiert“, nämlich unter Fortlassung von „Amüsantem“ und Persönlichem über Paul Lindau unter Punkt 2 gesetzt. An Stelle des Punkts 9 mit der Beschreibung der Gesellschaft vom 25. Januar 1883 steht nun die Beschreibung der „Herzogs-Soiree“ vom 31. März 1884. Alle Passagen, aus denen eine Überempfindlichkeit Fontanes wegen mangelnder Beachtung seiner Arbeiten in der von Paul Lindau redigierten „Gegenwart“ herausgelesen werden könnte, und die „Revanche“, Fontanes Kritik an dessen Art und Weise der Redaktion, sind eleminiert. Alle Schärfer und Spitzen sind damit beseitigt, um am Schluß ohne Inkonsequenz von einer „sozialen Bedeutung“ Paul Lindaus sprechen zu können. Als an einen eventuellen Bearbeiter von „Paul und Rudolf Lindau“ denkt man natürlich zunächst an Josef Ettlinger, der ja 1905 beabsichtigte, die im März 1884 von Fontane verfaßte Beschreibung der Soiree als „Material“ zu verwenden und den Entwurf zusammenzuarbeiten. Doch belehrt eine Notiz von Ettlingers Hand eines andern. Diese Notiz befindet sich auf einem Blatt, das den Paul-Heyse-Handschriften im Fontane-Archiv Potsdam beiliegt, die (wie ein alter Umschlagdeckel aussagt) früher einmal zusammen mit den (dort so zitierten) Aufzeichnungen „Die Lindaus, a) Gesellschaft, b) Paul und Rudolf Lindau, c) Rudolf Lindau“ als alle dem Konvolut 10 zugehörig zusammenlagen. Die Notiz Ettlingers (ohne Datum) lautet: „Diese Aufsätze über Heyse und Lindau sollen dem Kommissionsbeschluß gemäß bei Lebzeiten beider noch nicht gedruckt werden. Die kleinen Aphorismen sind gleichfalls zurückgestellt, weil sie sich in dem Nachlaßband nicht einfügen lassen.“ Ettlinger hatte also zunächst nicht nur die Paul-Lindau-, sondern auch die Paul-Heyse-Auf- zeichnungen für den Nachlaßband in Betracht gezogen, kann aber, da er seine Absicht zurückstellen mußte und 1912 verstarb, hinsichtlich des Artikels „Verkehr mit Paul Lindau“ mit seinen „Regieanweisungen“ nur ein Vorarbeiter gewesen sein. Die Paul-Heyse-Handschriften tragen ebenso wie der Entwurf „Paul und Rudolf Lindau“ alle den Akzessionsstempel der Preußischen Staatsbiliothek Berlin mit der Nummer 96" 5 . Das bedeutet, daß auch dieser Komplex sich in den Händen von Paul Dobert befand und nach dessen Tod im Februar 1935 von seiner Frau Sophie an die Preußische Staatsbibliothek verkauft wurde. Die Veröffentlichung aller acht Punkte der Paul-Heyse-Aufzeichnungen in „Welt und Werk“ vom 7. September 1924 36 unter dem vom Herausgegeber erdachten Titel „Fontane und Paul Heyse. Tagebuchblätter aus Fontanes unveröffentlichtem Nachlaß“ geschah also im selben Moment wie die Publizierung von „Verkehr mit Paul Lindau". Bei beiden hat zweifellos Paul Dobert, der sich nach langjähriger Redakteurstätigkeit in Berlin 1922 in der Nähe von Zossen als Schriftsteller niedergelassen hatte (vgl. Anm. 4) und noch gute Beziehungen zur Presse unterhalten haben dürfte, seine Hand im Spiele gehabt. In welcher Weise Friedrich Fontane an der Veröffentlichung der Aufsätze mitgewirkt hat, bleibt offen. Wir hinterlassen an dieser Stelle weiteren Nachforschungen ein „weites Feld“.
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