2 Theodor Fontane: „Aufzeichnungen zur Literatur“, herausgegeoen von Hans- Heinrich Reuter, Berlin und Weimar 1969, S. 35.
3 Kleist kann von der preußisch-deutschen Gesellschaft nicht länger umgangen werden, wovon auch der von Fontane in der Kritik erwähnte zweiteilige Aufsatz von Adolf Schwarz in der „Vossischen Zeitung“ vom 10. und 11. Oktober 1876 zeugt, der allerdings Kleist für das Bismarck-Reich zu vereinnahmen sucht und dem Fontane in der Kritik von 1876 im ästhetisch-dramaturgischen Gehalt wie in der Eleganz der Formulierung turmhoch überlegen Ist. Die letztnmnige innere Beziehungslosigkelt des preußisch-deutschen Kleist-Säku- lar-Jubiläums entlarvt sich schließlich auch selbst in der Verfehlung von Kleists Geburtsjahr.
4 Theodor Fontane: „Schriften zur Literatur“, herausgegeben von Hans-Heinrich Reuter, Berlin 1960, S. 160.
5 ebenda S. 159.
6 ebenda, S. 364.
7 „Schriften zur Literatur“, S. 159.
8 Vgl. dazu Joachim Biener: „Theodor Fontane als Literaturkritiker“, Rudolstadt 1956, S. 30 ff.
9 „Aufzeichnungen zur Literatur“, S. 36 f.
10 So vermag Julian Schmidt 1858 auch in „Amphytrion“ nicht tiefer einzudringen. Es muß allerdings festgestellt werden, daß er im 1890 erschienenen Band 4 seiner fünfbändigen „Geschichte der deutschen Literatur von Leibniz bis auf unsere Zeit“, offensichtlich unter dem Eindruck der verschärften sozialen und politischen Widersprüche im wilhelminischen Deutschland, vor allem der antipreußischen und antibourgeoisen Stimmungen, über Kleist insgesamt wie über einzelne Stücke freundlicher und milder urteilt. So versucht er die Todesfurchtszene, die er früher empörend gefunden hatte, jetzt zu verstehen, Kottwitz bezeichnet er als „eine der prächtigsten Figuren, die je ein Dichter erfunden“ und das Gesamturteil über das Stück lautet: „Mit dem .Prinzen von Homburg“ schließt die eigentliche Blüte unserer dramatischen Kunst, die mit Wallenstein beginnt. In der Sprache und Charakteristik gehört es zum Schönsten, was deutsche Dichtung je hervorgebracht.. .“ (a. a, O., S. 442). Auch gegenüber dem „Kohlhaas“ ist der Vorwurf fehlender äußerer historischer Treue eingeschränkt.
11 Insgesamt viermal erscheint in den Eindrücken von der Kleist-Lektüre des Jahres 1872 das Kriterium der „Korrektheit“, allein zweimal im Falle des „Prinzen von Homburg“, dem also die historische und die menschlich-heldische „Korrektheit“ abgesprochen wird. Das Menschenbild in der „Marquise von O . . .“ wird demgegenüber als „korrekt“ bezeichnet. Auf ein „dramatisiertes Märchen“ wie das „Käthchen von Heilbronn“ sei hingegen der Begriff der „Korrektheit“ nicht anwendbar. Er erweist sich damit als eine Kategorie, die preußische und bürgerliche „Haltung“ und Ordnung und ästhetische Lebensähnlichkeit kombiniert und die bei fortschreitender Demokratisierung und vertiefter Fassung des Realismus nicht beibehaltbar war.
12 Conrad Wandrey: „Theodor Fontane“, München 1919, S. 38.
13 Theodor Fontane am 15. August 1876 an Emilie Fontane.
14 Heinrich Heine: „Briefe aus Berlin“. Rheinisch-Westfälischer Anzeiger, 15. und 19. April 1822; entnommen aus „Heinrich von Kleists Nachruhm. Eine Wirkungsgeschichte in Dokumenten“, herausgegeben von Helmut Sembdner, Bremen 1967, S. 522.
15 Theodor Fontane: Sämtliche Werke, Bd. XXII/1, S. 573, München 1964.
16 Sämtliche Werke, Bd. XXII/2, S. 649.
17 ebenda, S. 649.
18 ebenda, S. 648.
19 „Aufzeichnungen zur Literatur“, S. 42.
20 „Schriften zur Literatur“, S. 156 f.
21 Es ist das Verdienst Manfred Hellges. in seinem material- und aufschlußreichen Aufsatz „Fontane und der Verleger Wilhelm Friedrich“ (in FB III.l — Heft 17 der Gesamtserie, S. 28 ff.) im Rahmen dieser Beziehung zwischen Autor und Verleger auch das kritische Verhältnis Fontanes zum deutschen Frühnaturahsmus der 80er Jahre erfaßt und dargestellt zu haben.
22 An Fontanes Besprechung von Otto Brahms sachkundigem, verständnisvollem und lebendig geschriebenen Kleist-Buch fällt auf, daß der Rezensent vorwiegend von der Komposition des Buches, von Brahms kritischen Fähigkeiten
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