Heft 
(1977) 25
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und der Kritik im allgemeinen spricht und kaum von Kleists Werk. Auf dieser Ebene scheint auch die Feststellung zu liegen, daß die biographischen Kapitel stärker seien als die werkanalytischen, obgleich Brahm vom Positivismus herkommt, der im wesentlichen nicht zu umfassender und tiefer Werkinter­pretation vorstieß. Jedenfalls scheint sich Fontane in dieser Rezension nicht auf spezielle Kleist-Probleme einlassen und das Buch nur im allgemeinen aus der Literaturwissenschaft der Zeit herausheben zu wollen, was zweflellos auch ein Verdienst war, zumal es, was die allgemeine Kritik-Vorstellung betrifft, unter Einsatz vonHerzblut, unter Betonung eigener Grundtlberzeugungec von der Kritik, geschah.

23Schriften zur Literatur, S. 157.

24Effi Briest, Berlin 1960, S. 28 (4. Kapitel).

25 Pierre Bange:Humor und Ironie in ,Effi Briest im Konferenz-BandFon­tanes Realismus, Berlin 1972, S. 143 ff.

26Aufzeichnungen zur Literatur, S. 43.

27 ebenda, S. 46 f.

28 ebenda, S. 46.

29 Georg Büchners Werke und Briefe, Leipzig 1949, S. 91.

29b Julian Schmidt:Geschichte der deutschen Literatur seit Lessings Tod". Leipzig 1858, S. 272 und 276.

30Aufzeichnungen zur Literatur, S. 44.

31 - - S. 45.

32 - - S. 45.

33 - - S. 48.

34 - - S. 49.

35 - - S. 49.

36 - - S. 47.

37 Theodor Fontane: Sämtliche Werke, Bd. XXH/2, S. 648, München 1964.

38 Herbert Ihering, der es als einer der bedeutendsten deutschen Theaterkritiker des 20. Jahrhunderts wissenmuß, erklärte 1973 anläßlich seines 85. Geburts­tages in einem Interview: Seit Kleist habe niemand wieder so sehr wie Brecht aus der mimischen Phantasie und ohne Konzession (an Mode und Geschmack) für das Theater geschaffen. Kleist wird dabei sogar noch über Georg Büchner und Gerhart Hauptmann gestellt. Die bruchlose Einheit von Wort, Mimik und Geste zum Beispiel imZerbrochenen Krug scheint nun Fontane kaum gespürt zu haben.

39 Lediglich gewisse potentielle Gemeinsamkeiten in der Erzählweise, in der Zu­rückhaltung des medialen Erzählers, scheint Fontane bei der Aufnahme der Marquise von O . . . und derVerlobung von St. Domingo wahrgenommen zu haben.

40 Im allgemeinen war sich Fontane dieses Phänomens bewußt, wenn er zum Beispiel am 12. September 1889 an Gerhart Hauptmann schrieb:Das kommt sehr oft im literarischen Leben vor, daß die eingeborenen Kunst des Künstlers mächtiger ist als der Wille des Künstlers, die Natur siegt über Plan und Dogma. (FB n,6 Heft 14 der Gesamtreihe - S. 398).

41Aufzeichnungen über Literatur, S. 266.

42 Joachim Seyppel:Ein Yankee in der Mark, Berlin und Weimar 1975, S. 113.

43 Fontanes widersprüchliches, zum Teil konventionelles Kleistbild erscheint in milderem Lichte, wenn man es mit dem Franz Mehrings vergleicht, der Kleist noch 1911 als Produkt des altpreußischen Junkertums sieht. Das Antizipato- rische an Kleist bleibt ihm fast noch mehr als Fontane verschlossen. Wenn Fontane über Kleist insgesamt differenzierter urteilt als Mehring, so liegt dies wohl daran, daß Fontane mehr vom einzelnen Werk und vom unmittelbaren Eindruck ausgeht, während Mehring historisch-materialistisch das menschliche und dichterische Gesamtschicksal Kleists zu erklären und zu würdigen sucht.

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