Heft 
(1977) 26
Seite
108
Einzelbild herunterladen

Stätten Fontanes neun zugunsten von Neubauten abgerissen und acht zerstört worden; von den vier Apotheken, an denen er tätig war, wurden drei durch Neubauten ersetzt, und nur die Apotheke im Bethanien-Krankenhaus blieb bis in unsere Tage unverändert erhalten.

Wo wohnte Theodor Fontane in Berlin, und was wissen wir über seine Wohnungen? Der Dichter hat inVon Zwanzig bis Dreißig auch einiges über seine Wohnungen jener Jahre bis 1850 gesagt. Für die Zeit danach existierte einst ein eigenhändiges Manuskript:Meine Wohnungen von 18501872. Die fünfeinhalb Folioseiten umfassende Handschrift wurde am 9. Oktober 1933 in der unglückseligen Versteigerung des Fontane-Nachlasses bei Meyer & Emst unter der Katalognummer 629 zum Schätzpreis von 40, RM angeboten und ging für 32, RM in Privatbesitz über. Seitdem ist sie nicht wieder aufgetaucht, so daß sie als verloren gelten kann. Die wichtigste Quelle für unsere Kenntnis der Wohnungen Fontanes sind somit die Briefe mit ihren Absender- und Empfängerangaben. Ohne diese ließen sich seine vielen Wohnstätten nicht ermitteln, da die Wohnungsanzeiger jener Zeit die Untermietver­hältnisse und kurzfristige Mietverhältnisse nicht registrieren. Die Briefe enthalten auch wenig zahlreiche Äußerungen des Dichters über seine Wohnungen. Sie sind jedoch nicht so ausführlich, als daß man sich ein umfassendes Bild machen könnte. Lediglich über die letzte Wohnung sind wir ziemlich gut unterrichtet dank der Mitteilungen des jüngsten Sohnes, Friedrich Fontane. Einige Einzelheiten über die Höhe der Mie­ten u. ä. enthalten die zum Teil erhaltenen Wirtschaftsbücher Emilie Fontanes. Sie befinden sich im Theodor-Fontane-Archiv und sind bis auf geringfügige Details noch imveröffentlicht. Aus den Lebenserinnerungen Theodor Fontane, jr., des zweiten Sohnes des Dichters, machte uns dessen Enkelin, Frau Ursula von Förster, den die Dichterwohnungen betreffen­den Abschnitt zugänglich, so daß wir ihn dieser Arbeit einfügen können.

Von 1833 bis 1850.

Im Herbst 1833 wohnte Theodor Fontane nicht sehr weit von seiner Schule entfernt im Hause Wallstraße 73 in einer Schülerpension Badke. Es war eines der alten Häuser der Berliner VorstadtNeu-Kölln, die im 17. Jahrhundert entstanden war, und wurde 1873 zugunsten eines Neubaues abgerissen. Der Weg zur Schule führte durch die Wallstraße über den Spittelmarkt in die Niederwallstraße, wo sich seit 1826 die städtische Gewerbeschule im Hause Nr. 12 befand. Es war 1738 auf der Stelle des alten Leipziger Tores der kurfürstlichen Befestigungsanlagen für den General von Bauvrye erbaut worden. Nach diesem gehörte es dem Kabinettsminister Friedrichs II., Gutsherrn von Britz und Wieder­entdecker des Landbuches Karls IV., Ewald Friedrich von Hertzberg.

Ab Januar 1834 lebte der nunmehrige Realschüler bei seinem Onkel August, einem Halbbruder seines Vaters, im Hause Burgstraße 18. Es war dies ein dreigeschossiges Haus dicht neben der Kriegsakademie und gegenüber dem Stadtschloß. August Fontane betrieb hier ein Maluten-

108