Magdeburg in die Kannenbergsche Apotheke. Das Leben in Burg langweilte ihn jedoch, und so sehen wir ihn schon am 30. Dezember 1840 wieder nach Berlin zurückkehren. Hier erkrankte er am 3. Januar 1841 an Nervenfieber. Die siebenwöchige Krankheitszeit verbrachte er im Zimmer seines Freundes Fritz Esselbach, der als ,Chambregamie‘ in der Alten Jakobstraße wohnte. Da der Name von Esselbachs Wirtin nicht überliefert ist, ist eine exakte Hausangabe nicht möglich. Diesem Freund, dem er mit seiner Erkrankung große Ungelegenheiten bereitet hatte, widmete Fontane in seinen Erinnerungen einige Seiten und entriß ihn so der Vergessenheit.
Nach mehrjähriger Tätigkeit in Leipzig, Dresden und in der Apotheke des Vaters in Letschin kam Fontane zu Ostern 1844 wieder nach Berlin zurück, um hier seiner Militärdienstpflicht nachzukommen. Am 1. April trat er als Einjährig-Freiwilliger in das Kaiser-Franz-Garde-Grenadier- Regiment Nr. 2 ein. Er wurde dem II. Bataillon zugeteilt, das seine Kaserne in der Neuen Friedrichstraße 5—8 (heute Littenstraße) hatte. Sie wurde 1915 abgerissen und hier die Voltairestraße als Verbindung zur Alexanderstraße durchgelegt. Als ,Ein jähriger“ brauchte Fontane nicht in der Kaserne zu wohnen. So finden wir ihn zu Beginn der Militärzeit, im April 1844, im Hause Klosterstraße 64, 2 Treppen, und im Herbst, als Unteroffizier, in einem Mansardenzimmer im Hause Jüden- straße 55. Das Haus Klosterstraße 64 mußte 1904 einem Geschäftshausneubau weichen, der allerdings — gegenüber dem Haus des Ministerrates — noch erhalten ist. Das Haus Jüdenstraße 55 an der Ecke der jetzt verschwundenen Sieberstraße wurde im zweiten Weltkrieg zerstört.
In die Militärzeit fielen Fontanes erster, zweiwöchiger Aufenthalt in England und sein Eintritt als Mitglied in die Dichtervereinigung .Tunnel über der Spree“ am 29. September 1844. Noch heute könnte uns Schinkels .Neue Wache“, das heutige Ehrenmal für die Opfer des Faschismus und Militarismus, Unter den Linden, an jenen Tag im Mai 1844 erinnern,, an dem hier Hermann Scherz seinem Freunde Fontane das sensationelle Angebot auf kostenlose Reisebegleitung nach England machte.
Nach Beendigung seines Dienstjahres und kurzem Aufenthalt in Letschin trat Fontane am 24. Juni 1845 in die .Polnische Apotheke“ des Medizinalrates J. E. Schacht — Friedrichstraße 153a/Ecke Mittelstraße — ein, in der er bis zum 30. Juni 1846 blieb. Auch hier wohnte er, der Gepflogenheit entsprechend, im Hause des Prinzipals. Der Dichter sagte hierzu:
„Was Wohnung und dergleichen anging, so stand alles dies hinter Leipzig und Dresden, wiewohl wir auch da in diesem Punkte nicht verwöhnt worden waren, um ein gut Teil zurück; es wurde das aber durch die sogenannte .Prinzipalität“ wieder ausgeglichen. Medizinalrat Schacht und Frau waren, er durch Charakter, sie durch Liebenswürdigkeit und französischen Esprit — sie entstammte einer magdeburgischen Refugiefamilie — ausgezeichnet.“ Die .Polnische Apotheke“ wurde am 6. Mai 1682 für die erst 1674 neu angelegte Dorotheenstadt privilegiert. Die Herkunft des Namens ist
"W 111