unklar, könnte aber auf einen Besuch Augusts des Starken, des Königs von Polen, in Berlin zurückgehen. Julius Eduard Schacht war seit dem 1. April 1833 Besitzer der Apotheke. 1838 hatte er das Haus neu errichten lassen, das bis 1898 stand und dann unter seinem Sohn einem Neubau weichen mußte, der von dem Architekten Alfred Breslauer in zwei Bauabschnitten von 1898 bis 1902 errichtet wurde. Dieses Haus steht — zur Verbreiterung des Bürgersteiges mit Kolonnaden versehen — noch heute, und beherbergt neben der Dorotheenstädtischen Apotheke die Ägyptische Botschaft in der DDR.
Lehrling an der Apotheke war zu Fontanes Zeit der Rostocker Apothekerssohn Friedrich Witte, der 1854 die Tochter Anna des Prinzipals heiratete. Auch mit diesem Paar war Fontane durch eine lebenslange Freundschaft verbunden.
Am 8. Dezember 1845 hatte Theodor Fontane sich mit Emilie Rouanet- Kummer verlobt, und es mußten ernsthafte Zukunftspläne gemacht werden. Nach Beendigung der Kondition bei Schacht wollte Fontane sich auf das Apothekerexamen vorbereiten. Er wohnte deshalb wieder bei seinem nach Berlin zurückgekehrten Onkel August in der Dorotheenstraße 60. Hierüber lesen wir in „Von Zwanzig bis Dreißig“:
„Ich hatte mich, als ich meine Studien anflng, in der Dorotheenstraße seßhaft gemacht, und zwar in einem vergleichsweise neuen Hause, das dem in der Turnerwelt gekannten und gefeierten Eiselen gehörte. Meine Wohnung lag zwei Treppen hoch, und wenn ich von meinem Hinterzimmer aus in Schräglinie nach einer im ersten Stock gelegenen Küche sah, sah ich da neben dem einen Küchenfenster einen großen Eisenarm vorspringen, an dem regelmäßig allerlei gute Dinge hingen: Bekassinen, Kapaune, Rehziemer, auch Körbe mit Obst und Gemüse, namentlich Artischok- ken. Es wohnte da der durch seine Juristerei, seine Gourmandise und seine plattdeutschen Gedichte gleich berühmte Präsident Bomemann ..."
Der Turnlehrer Emst Wilhelm Bernard Eiselen starb schon im Jahre 1846, seinen Erben gehörte das Haus bis 1860. Unter dem neuen Besitzer wurde das dreistöckige Haus 1863 um ein Stockwerk erhöht und stand irt dieser Form bis zur Zerstörung im zweiten Weltkrieg. 1882 wurde westlich benachbart das Haus der Kriegsakademie durch Franz Schwech- ten erbaut.
Beim Onkel fand Fontane die gewünschte Ruhe nicht, so daß er sich vom Herbst 1846 bis September 1847 wieder beim Vater in Letschin aufhielt. Das Apotheker-Examen wurde am 2. März 1847 bestanden, und der Achtundzwanzigjährige konnte als approbierter Apotheker an den Erwerb eines Geschäftes denken. Nicht zuletzt wegen des Fehlens jeglicher Geldmittel zerschlugen sich jedoch jetzt sowie auch später alle Ankaufspläne für eine eigene Offizin.
Am 1. Oktober 1847 trat Fontane als 1. Apotheker in die Jung’sche Apotheke ,Zum schwarzen Adler* — Neue Königstraße 50/Ecke Georgen-
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