Heft 
(1977) 26
Seite
119
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möblierte Wohnung im Hause Dessauer Straße 31, drei Treppen, gemietet. Die Miete für zwei Zimmer und eine Kammer betrug monatlich 12 Taler. Besonders gut scheint das Quartier aber nicht gewesen zu sein, denn schon drei Tage nach dem Einzug, am 25. Januar 1859, schreibt er an seine Frau:Umzug hierher, neuer Ärger über miserable Wirtschaft, Commodite (dreckig und eigentlich entsetzlich) hinten auf dem Hof; Wohnungen suchen. Hier macht sich zum erstenmal Fontanes Abnei­gung gegen die Berliner Toilettenverhältnisse bemerkbar, wir werden ähnlichen Bemerkungen überCommodite noch mehrfach begegnen. Das Haus Dessauer Straße 31 war 1842 erbaut worden, vierstöckig und gehörte dem Klempnermeister August Ferdinand Woedicke. Im zweiten Weltkrieg ist es zerstört worden. Eine Bewohnerin des Hauses war 1859 die Witwe des General-Polizei-Direktors von Hinckeldey.

Anfang Februar 1859 kam auch Frau Emilie mit dem kleinen Theo nach Berlin, während George in London bei der befreundeten Familie Mering- ton geblieben war. Emilie gefiel die möblierte Wohnung ganz und gar nicht, so daß sie zum nächstmöglichen Termin wieder aufgegeben wurde. Die Familie nahm für ein paar Tage in der Perlewitzschen Pension Wohnung, die im Hause Jerusalemer Straße 29/Ecke Kronenstraße lag. Für ein paar Tage nur, deshalb, weil Theodor Fontane am 24. Februar nach München reisen sollte, wo seine früheren Berliner Freunde, vor allem Paul Heyse, ihm eine Stellung als Königlicher Privatbibliothekar verschaffen wollten. Emilie mit dem Kind blieb solange in Neuruppin bei der Schwiegermutter. Die Münchener hatten zwar den besten Willen, aber das Unternehmen scheiterte, weil keine Stelle frei war, d. h. der Inhaber derselben war nicht gesonnen, sie zugunsten Fontanes zu räu­men. Nach dem Münchener Fehlschlag kehrte Fontane am 28. März über Leipzig nach Berlin zurück und nahm für einige Tage wieder in der Perlewitzschen Pension Wohnung, vom 20. März bis 5. April. Am 8. April zog man in eine schon von Frau Fontane ausgewählte Sommer­wohnung in der Potsdamer Straße 33. Fontane schreibt darüber am 8. April 1859 an Paul Heyse:

Onkel Stracks Petrikirche, die freilich in die Fenster von Perle­witz Hotel garni hineingrüßte, hätte mich fast um den Empfang Deines Briefes vom 4. d. M. gebracht. Du hattest nämlich das Faktum außer acht gelassen, daß Kirchtürme mehr in die Ferne als in die Nähe grüßen, und hattest das Perlewitzsche Hotel ohne weiteres an den Petriplatz verlegt, während es kaum bis zum Dönhoffsplatz vorgedrungen ist. Diese Zeilen erhältst Du von einer geweihteren Stätte aus, aus unsrer Sommerwohnung. Hose­mann hat mal ein Bildchen gemalt unter dem Titel ,Berliner Sommerwohnung; es besteht überwiegend aus einem Bretterzaun, hinter demselben erhebt sich ein frisch gepflanzter Apfelbaum, dessen kunstbeschnittene, laublose Äste nicht wissen, ob sie leben oder sterben sollen, vor dem Zaun, im Schatten dieser jungen Anpflanzung, sitzt ein Berliner Sommerwohner und müht sich, die weit auf geschlagene ,Vossische Zeitung doppelt zu verwerten,