Heft 
(1977) 26
Seite
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Wir wissen über diese Wohnung fast nichts. In der früheren Fontane- Literatur ist mit einer kleinen Ausnahme der Aufenthalt Fontanes in dieser Wohnung überhaupt nicht erwähnt. In den nun vollständig veröffentlichten Briefen Fontanes an Mathilde von Rohr ist auch ein Brief vom 2. Oktober 1862, in welchem er sein neues Domizil mitteilt:

Mein gnädigstes Fräulein.

Wenn Sie auch, in Folge der Barre, die Ihre eignen Wamerworte vor Behrenstraße 70 errichtet haben, vorläufig nicht persönlich zu erreichen sind, so sollen wenigstens diese Zeilen vor Ihnen erschei­nen und Sie, gnädigstes Fräulein, wieder herzlichst in Berlin willkommen heißen. Ich habe zwar von den Berlinern en masse kein dahin lautendes Mandat erhalten, aber eine desto entschied- nere Aufforderung von dem Bruchtheil Berlinertum, das jetzt Alte Jakobstraße 171 parterre links seine Hütten aufgeschlagen hat.

In diese Zeit, in den April 1863, gehört eine Zeichnung von Bernhard von Lepel, die den Schatten eines Menschen hinter einem Zimmer­fenster zeigt. Fontane schrieb dazu:

Lepel erkennt meinen Schatten am Fenster, nachdem ich mich hatte verleugnen lassen und schickt mir am andern Morgen dies, zum Zeichen daß er midi ertappt hat.

Die Zeichnung kam auf der Versteigerung des Fontane-Nachlasses 1933 in Privathand und ist verschollen

Im August 1863 weilte Fontarie in Heringsdorf und besuchte von dort aus Swinemünde, Stettin usw. In dem aufstrebenden Badeort kam ihm auch der Gedanke, sich dort ein Sommerhaus zu bauen. Am 24. August berichtet er darüber an seine Frau. Emilie Fontane hat sicher ablehnend geantwortet, denn die Idee wurde nicht mehr weiter verfolgt. Am Ende seines Heringsdorfaufenthaltes schreibt er noch mal an seine Frau und hier klingt wieder seine Empfindlichkeit in Toilettenfragen an. Am 30. August schreibt er u. a.:

Nur eines bleibt: die Luft, die dem ganzen alten body wie ein Balsam ist. Und das ist doch die Hauptsache. Was diese Seite angeht, so denk ich mit Schrecken an die water closets (wie schön ist der grüne Wald und das hohe Heidkraut zu diesem Behufe) und alle die entsprechenden Zugaben der Berliner Häuser im allgemeinen und des Corsallyschen in specie. Auch der Korridor der Hirscheistraße dämmert gespenstisch in der Feme.

Der letzte Satz leitet über in die Wohnung, die Fontanes am 1. Oktober 1863 bezogen: Hirscheistraße 14, eine Treppe. Auch hier wissen wir aus dem Wirtschaftsbuch die Umzugskosten: 9 Taler, 10 Silbergroschen, also etwa 1 Taler weniger als 1862. Die Miete für die Fünfzimmerwohnung betrug 65 Reichstaler, ab April 1864 wegen des Einbaues einer Wasser­leitung 68 Reichstaler pro Quartal. Das Wirtschaftsbuch erwähnt z. B. auch die Anschaffung eines Pianinos für 150 Taler.

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