mit Küche und Kammer — zahlte man 70 Reichstaler pro Quartal, später 210 Mark, also 70 Mark im Monat, und das 26 Jahre lang. Über die Einrichtung der Wohnung wissen wir fast nichts, nur über das Arbeitszimmer des Dichters hat uns Friedrich Fontane in einem ausführlichen Aufsatz im Heft 9 der „Brandenburgischen Jahrbücher“, Jahrgang 1938, unterrichtet. Neben dem bekannten „Schreibtischfoto“ aus dem Jahre 1896 kennen wir noch das Aquarell der Marie von Bunsen, das diese im November 1898 von einem Ausschnitt des Arbeitszimmers gemalt hatte und das im Märkischen Museum hängt. In diesem Zimmer hat der Dichter einen großen Teil seines Lebenswerkes geschaffen, besonders seine unvergänglichen Romane. Den Schreibtisch hatte er von seinem Freund, dem Kunsthistoriker Wilhelm Lübke, erworben, als dieser 1861 an das Polytechnikum nach Zürich ging. Schreibtisch und Sessel mit anderen Erinnerungsstücken kamen nach dem Tode Emilie Fontanes im Jahre 1903 als Geschenk der Erben in das Märkische Museum, wo im Neubau eigens ein Fontane-Zimmer eingerichtet wurde. Im zweiten Weltkrieg wurde der Schreibtisch ausgelagert und ist seitdem verschollen, nur der Sessel existiert noch.
Die Standuhr stammte bereits aus dem Besitz des Vaters, und Fontane wollte bei der Erbaufteilung eigentlich auf sie verzichten, wie ein Brief an den Schwager Sommerfeldt vom 29. Oktober 1867 ausweist. Er hat sie aber dann doch bekommen. Nach dem Tode von Emilie Fontane wurde das Mobiliar unter die Erben verteilt und vieles erhielt Friedrich Fontane. Nach dessen Tode 1941 verkaufte sein Sohn verschiedene Möbel an das Neuruppiner Museum, wo sie infolge Kriegseinwirkung verloren gingen. Nur die Standuhr blieb erhalten und schmückt heute den Fontane-Raum im Neuruppiner Heimatmuseum.
Auch einer der Bücherschränke Fontanes ist erhalten geblieben, weil er sich im Besitz des Theodor-Fontane-Archivs in Potsdam befand und dort die Kriegswirren überdauerte. Heute steht er im Raum des Archivleiters und enthält die Erstausgaben sowie 67 Notizbücher des Dichters. Wahrscheinlich befanden sich auch noch Möbel aus der Fontane-Wohnung im Besitz von dessen Enkel Otto Fontane, der in der Landauer Straße in Wilmersdorf wohnte und dort 1944 ausgebombt wurde, so daß hier nichts mehr erhalten ist.
In der Potsdamer Straße hat der Dichter auch den Aufstieg Berlins von der zwar bedeutenden, aber im Äußeren noch provinziellen Hauptstadt Preußens zur Reichshauptstadt und Weltstadt miterlebt. Am 14. August 1873 geschah in der Potsdamer Straße der erste Spatenstich für die neue Kanalisation, die später auch Fontanes Haus Anschluß an das hygienisch einwandfreie Spülklosett bringen sollte. 1879 wurde die durch die Potsdamer Straße laufende Pferdebahnlinie nach Schöneberg eröffnet, seit 1897 fuhr die elektrische Straßenbahn hier vorbei. Von hier aus machte der Dichter seine Spaziergänge am Landwehrkanal, zum Tiergarten, durch die Königgrätzer Straße zum Potsdamer Platz, wo seit Anfang der 90er Jahre das Cafe Josty war, dem in den „Poggenpuhls“ ein literarisches Denkmal gesetzt wird:
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