1853, die auszugsweise gedruckt worden sind 3 , war bekannt, daß es sich bei diesem Gedicht um die Ballade „Stanislaw Oswiecim“ von Franz Kugler handelte. Der Verfasser selbst hatte sie vorgetragen. Indessen war der Text der Ballade bisher nicht zugänglich, da sie offenbar nicht gedruckt worden ist und keine Abschrift überliefert war. Erst kürzlich ist es dem Autor dieses Aufsatzes gelungen, im Archiv des „Tunnels über der Spree“, das die Universitätsbibliothek der Humboldt-Universität zu Berlin verwahrt, eine lithographierte Abschrift von „Stanislaw Oswiecim“ aufzufinden.
Wie es auch sonst mit den Dichtungen geschah, die im „Tunnel“ vorgetragen und dann abschriftlich dem Archiv des Vereins einverleibt wurden, so hat man die Ballade von einem gewerbsmäßigen Abschreiber kopieren lassen ,um die Abschrift dann, offenbar zur Verteilung an die Vereinsmitglieder, lithographisch zu vervielfältigen.
Hier der Text der Kuglerschen Ballade 4 :
Stanislaw Oswiecim
„Was hilft es, zu kasteien den Leib!
Was helfen die Wangen, die blassen!
Ich liebe dich wie kein andres Weib Und will von dir nicht lassen!
Und bin ich deines Vaters Sproß Und deiner Mutter Erbe:
Nicht ließen sie mir Leut und Schloß,
Daß all meine Lust verderbe!
Und hat der Pfaff dir’s angetan Und schilt dich des Bruders Buhle:
Im heiligen Rom sitzt Papst Urban Auf Petri heiligem Stuhle.
Zwei Schlüssel in seinem Wappen stehn, Zu lösen und auch zu binden,
Ich werd ihn gnädig bei rechtem Flehn, Bei rechter Gabe finden.
Leb wohl, leb wohl und laß es den Leib, den süßen, nicht entgelten!
Und kehr ich wieder, bist du mein Weib, Und soll kein Pfaffe mehr schelten!“
Er zog sie noch einmal in seinen Arm, Sie kannte kein Widerstreben;
Er küßt sie noch einmal brennend warm, Sie küßt ihn mit heimlichem Beben.
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