liner Zinngießer und hieß auch Pierre Barthelemy. Er heiratete 1756 eine deutsche Frau, die erste in der Familie, die einen deutschen Stammbaum hat: Marie Luise Schröder. Der Kronprinz trat pünktlich nach Jahresfrist ein. Und als die geborene Schröder nach siebzehnjähriger Ehe den Mann verliert, ist die Frage akut, was der sechzehnjährige Junge eigentlich werden soll. Sie konnte es sich leisten, dem einzigen Kinde Barthelemy auch noch nach Verlassen der teuren Schule eine vorzügliche Ausbildung geben zu lassen. Hier muß Pierre Barthelemy sein gutes Französisch erlernt haben. Inzwischen war die Familie in ein eigenes Haus nach der Lindenstraße übergesiedelt. Hier in diesem aufblühenden Stadtviertel hat denn auch Pierre den größten Teil seines Lebens verbracht. Wohin ihn die Wanderjahre führten, ob sein zeichnerisches Talent auf Kunstakademien vervollkommnet wurde, wir wissen nichts von dieser Sturm- und Drangperiode. Daß seine Reisen ihn auch ins Ausland geführt haben, ist fast anzunehmen. Nur so erklärt sich seine Vorliebe für Pastellmalerei nach englischen Meistern, so auch die Beherrschung des Italienischen, das er wohl an Ort und Stelle studiert haben mag.
Mit dreiundzwanzig Jahren ist er wieder in Berlin. Das geht aus einem Brief vom August 1803 hervor, der an den Kabinettsrat Niethe gerichtet ist Er nennt sich darin einen „unglücklich gewordenen treuen Diener, der gegen dreiundzwanzig Jahre, größtenteils unter den Augen der Königin selbst, nützlich gewesen ist.“ Seine ersten Beziehungen zum Hofe müssen demnach 1780 begonnen haben, also noch unter der Regierung des „alten Fritz“. In einem Ausstellungskatalog lesen wir: „Herr Peter Fontane, Zeichenmeister der königl. Kinder, stellt ein Pastell aus nach Raphael Mengs“ (ein Cupido!). 1794 wird Peter Fontane in dem Berliner Adreßbuch bereits als „Kammerdiener“ der Kronprinzessin, „Wohnung: Lindenstraße im eigenen Hause“ und 1798 zum ersten Male als „Sekretär“ Ihrer Majestät bezeichnet (Wohnung im Schloß zu erfragen). Es unterliegt daher wohl keinem Zweifel, daß die Königin, die durch ihr gelegentliches Erscheinen während des Zeichenunterrichts ihrer zwei oder drei Söhne das Glück Peter Fontanes eingeleitet haben soll, die zweite Gemahlin Friedrich Wilhelm II., eine Prinzessin Linse von Hessen Darmstadt, und nicht — wie Theodor Fontane in seinem Buche „Meine Kinderjahre“ sagt — die Königin Luise gewesen ist. Als Pierre Barthelemy als dreiundzwanzig jährige Hilfskraft schon bei Hofe Beschäftigung fand, ist es sehr wahrscheinlich, daß er auch dem damaligen, erst zehn Jahre alten Kronprinzen Zeichenunterricht erteilen durfte. Dadurch erklären sich auch die mannigfachen Gnadenbezeigungen Friedrich Wilhelms III. Als dieser die berühmte Luise heiratet, rekommandiert er ihr, seinen alten Zeichenlehrer zum Kammerdiener zu nehmen. Und als sich unser Peter eines solchen Vertrauenspostens als würdig erweist, avanciert er schnell zum Sekretär Ihrer Majestät, sobald sie Königin geworden ist. Als solcher hat er jahrelang ihre Korrespondenz und das Rechnungswesen geführt.
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