Heft 
(1977) 26
Seite
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dringend zu der Wiederverheiratung mit Anna Marie Reimann geraten haben:Dienstag, den 27. November 1798 habe ich um Demoiselle Rei­mann angehalten, und Selbige den Sonntag zum ersten Mal gesehen. So kritzelt er auf einen Zettel.

Bald nach der Geburt des dritten Knaben, des einzigen Kindes aus der zweiten Ehe, stirbt die Großmutter an Wassersucht in Berlin. Es ist, als ob mit dem Ableben der trefflichen Marie Luise, geborene Schröder, auch der gute Stern unseres Pierre zu erblassen anfängt. Die ganze Aera der achtjährigen Ehe mit der Reimann gestaltet sich für die Familie zu einer richtigen Leidenszeit. Viel Krankheit im Hause, dazu beträchtliche Geldverluste wechseln miteinander ab. Ein sich von Tag zu Tag verschlechterndes nervöses Augenleiden zwang Pierre Barthelemy seine zu den schönsten Hoffnungen berechtigte Hofbeamtenlaufbahn im Alter von nur sechsundvierzig Jahren abzubrechen.

Friedrich Fontane fährt fort: In der ausführlichen als Antwort ergehen- Staatsarchiv den umfangreichen Antrag des Pierre Barthelemy Fontane an die Königin mit, ihn krankheitshalber von seinem Posten zu ent­binden. Hier heißt es u. a.:Jetzt bleibt mir kein ander Mittel übrig als, den einstimmigen Rat aller Sachverständigen, selbst den des fünften Rats Hufeland nicht ausgenommen zu folgen und zu versuchen, ob ich durch den Genuß der reineren Landluft und durch größere Bewegung vielleicht so glücklich bin, meine äußerst geschwächten Seh-Nerven zu stärken..."

Friedrich Fontane fährt fort:In der ausführlichen als Antwort ergehen­den Kabinetts-Order vom 9. September prägt sich eine ganz besonders gütige Anteilnahme an dem leidenden Zustand des alten Dieners aus. Es soll erst ein Versuch gemacht werden, ob sich nicht eine Genesung von dem Übel durch längere Schonung und Fernbleiben von den Geschäften ermöglichen läßt. Der König bewilligt ihm deshalb die Dispensation auf einige Jahre mit Beibehaltung des Gehalts und der Emolumente, und erlaubt ihm während dieser Zeit, seinen Aufenthalt innerhalb des Landes ganz nach Gutflnden zu wählen. Hiervon macht er Gebrauch. Nach Abwicklung und Übertragung der Geschäfte an den Nachfolger, den Kabinetts-Rat Niethe, gratuliert Pierre Weihnachten 1803 dem König noch zum Neuen Jahr... Dann begibt sich die Familie nach Schlesien, wo in Liegnitz wohl nahe Verwandte der Reimann wohnten. Der Minister und Administrator von Schlesien, Graf Hoym, scheint unsem Pierre zunächst für das Kämmereramt in dem kleinen Gebirgsstädtchen Schmiedeberg bestimmt zu haben. Er soll dafür 200 Thr. Wartegeld beziehen, die ihm aber nicht ausgezahlt werden. Als das Augenleiden sich trotz aller Schonung und Pflege immer noch nicht bessert, glaubt Hoym, ihm lieber den Posten eines Polizeidirektors von Liegnitz übertragen zu sollen, was jedoch durch den plötzlichen Einfall der Bayern auch wieder vereitelt wird. Selbst die Auszahlung einer kleinen königlichen Pension gerät ins Stocken. Man darf sich nicht wundern, die Katastrophe von Jena hatte eine total verworrene politische

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