so großen Volkes gesehen haben; meine schlichte einfache Sprache, und — meinen schmutzigen Reiserock! Bei solchen und ähnlichen Umständen wird man sich nicht wundem, wenn ich sage, daß diese Nachricht mir ein Zittern über den ganzen Körper verursachte. Der Kabinetts-Sekretär, Herr Fontane, wußte mir aber eine so menschenfreundliche und herablassende Schilderung von Ihr zu machen, daß ich Zutrauen faßte, und alle Angst verschwand. Durch ein Billet von demselben, fand ich einen Gasthof, nicht sehr weit vom Schlosse, eine sehr honette Aufnahme, welcher ich mich, in meinen einfachen, ländlichen und schmutzigen Reisekleidem, beinahe schämte. Doch das Zuvorkommende in diesem Gasthofe beseitigte auch bald dieses.“
Wir zitieren Heinrich Hauer so ausführlich, um das menschenfreundliche Wesen des Kabinetts-Sekretärs Fontane, Großvater des Dichters Theodor Fontane, herauszustellen, von dem der in der Familien-Genealogie so bewanderte Friedrich Fontane nach seinen eigenen Angaben wenig oder nichts wußte.
Hauer fährt fort: „Halb zehn Uhr ging ich zu dem geheimen Kabinetts- Sekretär, Herrn Fontane, welcher mir noch einige Vorbereitungen gab und Mut einsprach. Da ich mit demselben durch die Wachen in das Schloß trat — der geheime Kabinetts-Sekretär wohnte in einem andern Flügel des Schlosses — die schrägen Gänge, statt der Treppen, welche mit Tuch belegt waren, empor ging, und dem Wohnzimmer der Königin näher kamen, da ließ mich der Herr Fontane in dem Vorzimmer stehn, und ging zur Königin hinein. Es dauerte nicht lange, so kam Dieselbe auf mich zu und winkte mich einzutreten.“
.Der Nachmittag wurde in Gesellschaft mit dem geheimen Kabinetts-
Sekretär, Herrn Fontane, in den Umgebungen von Potsdam zugebracht. Durch dessen Vermittlung sah ich das neue Palais in seinem Innern — aber nur oberflächlich, denn zu einer genauen Durchsicht dieses großen Prachtgebäudes gehören Monate und nicht Stunden. Von dem neuen Palais gingen wir durch den ganzen Tiergarten und betrachteten alle Gegenstände, die nur sehenswert waren, wovon mir nur noch erinnerlich sind: der Feentempel oder das Zauberschloß, das einfache, aber durch seine Geschichte großartige Schloß Sanssouci... Dann wurden noch die erhabenen Werke menschlicher Kunst in der Bildergalerie überblickt, wobei sich die Abenddämmerung schon hervorzudrängen suchte. — Nach diesem unvergeßlichen Genuß begleitete mich Herr Fontane in das Gasthaus, wo mit dem Gastgeber noch einige Rücksprache genommen wurde in Hinsicht meines Aufenthalts; und dann nahm ich äußerst gerührten und dankbaren Abschied, wobei ich von ihm die gewisse Zusage erhielt, daß er mein Freund bleiben und mich in meiner schönen Harzgegend mit einem Besuch überraschen würde. Den 15. April reiste ich von Potsdam mit den seligsten Empfindungen ab.“
Pierre Barthelemy Fontane scheint, wie sein Enkel Theodor Fontane, ein sehr zuverlässiger Mensch gewesen zu sein, der zu seinem Wort stand. Der Biographie Heinrich Hauers entnehmen wir ferner einen Bericht über ein weiteres Zusammentreffen mit dem geheimen Kabinetts-