Heft 
(1977) 26
Seite
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Buchbesprechung

Theodor Fontane:Fragmente und Erzählungen. Nachträge. Nymphen­burger Verlagshandlung München 1975. (Th. Fontane: Sämtliche Werke. Band XXIV)

Der dreißigste und letzte Band der Nymphenburger Fontane-Ausgabe liegt nunmehr vor. Aus diesem Anlasse ist allen Beteiligten an dem sechszehn Jahre währenden großen editorischen Unternehmen, darunter auch Charlotte Jolles, London, Respekt zu bekunden und zu gratulieren. Verf. dieser Zeilen glaubt es am überzeugendsten durch den lakonischen, aber wohl gewichtigen Hinweis zu tun, daßdie Nymphenburger als die repräsentative Fontane-Ausgabe im Handapparat der Deutschen Bücherei in Leipzig aufgestellt und damit jedem Benutzer unmittelbar zugänglich ist.

Was bringt nun dieser letzte Band, der infolge der Mehrteiligkeit manches vorausgegangenen Bandes die Nummer 24 trägt? Den Haupt­inhalt bilden die erzählerischen Fragmente, deren Abdruck mit der vorliegenden philologischen Genauigkeit ohne die entdeckenden und editorischen Vorleistungen Walter Keitels und des Münchner Hanser- Verlages, aber auch Helmut Nümbergers und Hans-Heinrich Reuters nicht möglich gewesen wäre. An den Eingang sind die frühen Erzäh­lungen gerückt. Auf die 300 Seiten der Entwürfe als den Kern des Bandes folgt eine Fülle publizistischer Nachträge zu den Bänden IX bis XXIII der NFA, zum Beispiel zu denWanderungen, zuPolitik und Geschichte, zu denCauserien über Theater oder zu denAufsätzen zur bildenden Kunst. Besonders dieNachträge dokumentieren den stofflich-thematisch und qualitativ unterschiedlichen Charakter der in diesem Schlußband vereinigten Beiträge. So findet sich hier mehr For­males neben ergreifenden, anverwandelten Porträts (Bischof Roß, Carl Ferdinand Wiesike) und kleinen Rezensionen über militärgeschichtliche Vorträge und Publikationen, die aber Sachkenntnis mit essayistischen Prinzipien Fontanes verbinden, also subjektiv ganz angeeignet sind (S. 582 ff.). Der Anhang beginnt mit dem Nachwort Hermann Kunischs und dem Bericht der Herausgeber Rainer Bachmann und Peter Bramböck. Darauf folgen über 300 Seiten Anmerkungen der Herausgeber. Den Beschluß bildenErgänzungen. Sie vereinigen von Fontane für die Vossische Zeitung bearbeitete Berichte über Wilhelms I. erste Ruß­landreise und über die Krönung der Königin Viktoria, FontanesRedse- briefe vom Kriegsschauplatz Böhmen 1866, sein Tagebuch aus den letzten Lebensjahren, das erstmals von Emst Heilborn abgedruckt worden war, und weitere, von Gotthard Erler und Joachim Krueger in denFontane-Blättern herausgegebene und kommentierte Entwürfe Fontanes.

Liest man frühe Erzählungen und Fragmente im Zusammenhang, so ergeben sich erneut interessante Aufschlüsse hinsichtlich der Entwick­lung Fontanes überhaupt und seines künstlerischen Schaffensprozesses Im besonderen. Gerade ein solcher aus allen Lebens- und Schaffens-

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