(1820—1694). August Wilhelm Leu (1819—1897) und Oswald Achenbach (1827—1905) waren charakteristische Repräsentanten dieser Malerei, deren Werke Fontane wiederholt besprochen hat. In ihrem Bemühen um exakte Wiedergabe des Gegenständlichen folgten diese Maler der Kunst der dreißiger und vierziger Jahre. Der Inhalt der Genre- und Historienbilder war vielfach konservativ. Der Hang zum Theatralischen und zur aufwendigeren reicheren Dekoration, der, gemessen an der realistischen Bildkunst der vorangangenen Jahrzehnte, viele Werke dieser Künstler kennzeichnet, entsprach dem Geschmack eines zu Geld gekommenen Bürgertums. Künstlerisch handelt es sich großenteils um relativ sdiwache Leistungen. Fontane hat die künstlerischen Schwächen vieler in den Berliner Ausstellungen gezeigten Arbeiten oft sehr genau erfaßt. Den damals gebräuchlichen Begriff Naturalismus verwendet er hier im Sinne einer Kunstauffassung, deren alleiniges Ziel die genaue Nachbildung der äußeren Erscheinung der Wirklichkeit war. Er grenzt seine Realismusvorstellungen davon ab und sucht sie in der Relation zu diesem Naturalismus genauer zu bestimmen.
Diese Auseinandersetzungen sind aufschlußreich im Hinblick auf die Entwicklung, die Fontanes Realismusvorstellungen in den sechziger Jahren genommen haben.
Verschiedene 1856 verfaßte englische Kunstberichte befinden sich in Übereinstimmung mit der dichtungstheoretischen Konzeption, die Fontane in dem 1853 veröffentlichten Aufsatz „Unsere lyrische und epische Poesie seit 1848“'* fixiert hat. Er bekannte sich darin zu einer Kunst, die den Stoff der Wirklichkeit des Lebens entnimmt: „Der Realismus in der Kunst ist so alt als die Kunst selbst, ja, noch mehr: er ist die Kunst.“ Zugleich wendet er sich gegen das „nackte Wiedergeben alltäglichen Lebens, am wenigsten seines Elends und seiner Schattenseiten... Aber es ist noch nicht allzu lange her, daß man (namentlich in der Malerei) Misere mit Realismus verwechselte und bei Darstellung eines sterbenden Proletariers, den hungernde Kinder umstehen, oder gar bei Produktion jener sogenannten Tendenzbilder (schlesische Weber, das Jagdrecht u. dg. m.) sich einbildete, der Kunst eine glänzende Richtung vorgezeichnet zu haben. Diese Richtung verhält sich zum echten Realismus wie das rohe Erz zum Metall.“ Er betrachtet die Wirklichkeit als „Marmor- steinbruch, der den Stoff zu unendlichen Bildwerken in sich trägt; sie schlummern darin, aber nur dem Auge des Geweihten sichtbar und nur durch seine Hand zu erwecken. Der Block an sich, nur herausgerissen aus einem großem Ganzen, ist noch kein Kunstwerk.“
In dieser frühen Äußerung wird Fontanes realistische Position sichtbar. Gleichzeitig zeichnen sich hier aber auch die Grenzen ab, die seinem Realismusbegriff damals noch gezogen waren. Einerseits verteidig! er die ideellen Aufgaben der Kunst, die Aufgabe des Künstlers, aus der Wirklichkeit absichtsvoll auszuwählen, zu interpretieren, zu gestaRer. Er wendet sich gegen ein mechanisches Abbilden der Wirklichkeit. Zum anderen zeigt sich aber auch die Tendenz, bestimmte Daseinsbereiche auszuklammern oder doch zu idealisieren.