vorangegangenen Kunstepoche an, und die Anerkennung, die Fontane Cornelius gezollt hat, galt auch wohl mehr den klassizistischen Zügen in seiner Kunst. In dem kurzen Nachruf anläßlich des Todes von Cornelius am 6. 3. 1867 nennt er ihn den „Altmeister moderner Kunst, der Repräsentant des großen Stils“/ ,(i
Über die Kunst Overbecks ist eine kritische Bemerkung in Fontanes italienischen Reisenotizen von 1874 enthalten. Er schreibt über ein Porträt des Malers, es sei ihm durch eine unangenehme Häßlichkeit aufgefallen, ..in der noch mehr Beschränktheit als Ascese sich aussprach. Wie ledern alle diese Köpfe, neben dem was Tizian, Rafael, Velazquez, van Dyck speziell auf diesem Gebiet geleistet haben.“ ,l7
Mit der literarischen Romantik hat Fontane sich intensiver beschäftigt. Das Romantische, schreibt Fontane in einer Theaterkritik im Oktober 1889, sei seine Lieblingsgattung und der Sieg des Realismus würde die Romantik nicht aus der Welt schaffen, nur die falsche Romantik: „Die Romantik kann nicht aus der Welt geschafft werden, und in einer neuen Gestalt oder vielleicht auch in ihrer alten oder wenig gemodelten wird sie (denn sie verträgt sich sehr gut mit dem Realismus, was man an den echten Romantikern studieren kann) aufs neue ihren siegreichen Einzug halten; aber die rechten gläubigen Dichter müssen erst wieder dafür erweckt werden.“ 48
Fontane unterscheidet echte und falsche oder auch Alt- und Neuromantik. Die Altromantik ist für ihn gleichbedeutend mit echter Romantik. Hans-Heinrich Reuter charakterisiert den Fontaneschen Romantik- begriff wie folgt: „Ebenso wie die englische und schottische, wie die dänische und ungarische, sehr anders als die deutsche war sie ihm Ergebnis einer Verschmelzung von Geschichte und Dichtung. Einzige Voraussetzung dafür war eine historische Patina, durch die Ereignisse der Vergangenheit für die Gegenwart poesiefähig gemacht wurden, Jeanne d’Arc und Maria Stuart waren in diesem Sinne für Fontane (und für Schiller) ebenso .romantische 1 , d. h. poetische Stoffe wie Hamlet, Wallenslein, oder — .ganz zuletzt 1 — Klaus Störtebecker und seine ,Likedeeler‘ ,“ m
Den hervorragendsten Vertreter der „echten“ Romantik, der „Altromantik“, sah Fontane in Walter Scott, dessen Schaffen ihn nachhaltig beeinflußt hat. Die Hauptvertreter der deutschen literarischen Romantik hingegen, Arnim, Tieck, Koffinann, Novalis usw. bezeichnet er als Neuromantiker, mit ihrem Schaffen beginnt er sich in den siebziger Jahren sehr kritisch auseinanderzusetzen. In der Studie über Willibald Alexis (1873) schreibt er: „Die Altromantik, nach der Stellung, die ich zu diesen Dingen einehme, ist ein Ewiges, das sich nahezu mit dem Begriff des Poetischen deckt; die Neuromantik ist ein Zeitliches, das kommt und geht — wir dürfen bereits sagen, das kam und ging. Die
eine ist höchstes und frischestes Leben, die andere zeigt ein hektisches
Rot, freilich auch gelegentlich den Zauber davon. Die eine ist ein Geist, die andere ein Spuk; die eine ist aus Phantasie und Wahrheit, die
andere aus Überspanntheit und Marotte geboren. Die eine, zwischen
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