Heft 
(1978) 27
Seite
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Joachim Krueger (Berlin)

Der Tunnel über der Spree und sein Einfluß auf Theodor Fontane

Die nachstehenden Ausführungen* beanspruchen nicht, erschöpfende Aus­kunft über den Tunnel über der Spree zu geben. So ist es z. B. nicht beabsichtigt, die gesamte Entwicklung des Tunnels zu umreißen. Viel­mehr bezieht sich unsere Darstellung im wesentlichen auf die Tätigkeit des Vereins in der Zeit, da Fontane ihm als aktives Mitglied angehörte und als Schriftführer sowie später als Vorsitzender im Verein wirkte. Das heißt, daß die frühe Geschichte des Tunnels, etwa bis Anfang der vierziger Jahre, ebenso außer Betracht bleibt wie seine Spätzeit, die um die Mitte der sechziger Jahre einsetzt. Indes soll die Entwicklung des Tunnels über der Spree in dieser Hauptperiode seiner Tätigkeit, zumal in den vierziger und fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts, auch nur in den Grundlinien skizziert werden, so daß nur die bedeu­tendsten Persönlichkeiten und die wichtigsten Fakten erwähnt werden.

Entstehung und Organisationsform des Tunnels

Der Literarische Sonntags-Verein zu Berlin Tunnel über der Spree wurde am 3. Dezember 1827 nach dem Vorbild der Wiener Ludlamshöhle auf Veranlassung von Moritz Gottlieb Saphir gegründet, der sich damals als Theaterkritiker und Herausgeber von Zeitschriften in Berlin aufhielt. Der Name des Vereins gibt einige, wenn auch versteckte Hinweise auf die Anlässe zu seiner Begründung, seinen Zweck und auf die Einstellung seiner frühen Mitglieder. Dazu zunächst einige Erläuterungen.

Der Verein bezeichnete sich als Sonntagsverein, da er an den Sonntagen zusammentrat und sich so von anderen Berliner Vereinigungen abhob. die andere Wochentage gewählt hatten und analoge Bezeichnungen führ­ten. Denn es gab in Berlin bereits eine Mittwochs-Gesellschaft, die zuerst 1783 gegründet und 1796 und wiederum 1824 in anderer Zusammenset­zung erneuert worden war. Der Mittwochs-Gesellschaft von 1783, die eine Vereinigung vonFreunden der Aufklärung war, hatten u. a. Friedrich Nicolai und Moses Mendessohn angehört. Ferner verfügte Berlin bereits über einen Montags-Klub (vorher: Montags-Gesellschaft), der 1748 entstanden war und der Lessing, Nicolai, Sulzer, Ramler, Zelter, Schadow, Lachmann und Pertz zu seinen Mitgliedern gezählt hatte bzw. zählte.

Was Saphir anging, so hatte er eine besondere Veranlassung, einen solchen Sonntags-Verein zu gründen, dessen erster Vorsitzender er selbst

* Sie sind dem Anhang des dritten Bandes von Theodor FontanesAutobiogra­phischen Schriften entnommen, die der Aufbau-Verlag publizieren wird, und werden hier mit freundlicher Genehmigung des Verlages vorabgedruckt. Der Band enthält u. a. die von Fontane stammenden Sitzungsprotokolle und Jahres­berichte des Tunnels über der Spree.

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