Stufe nicht erreicht werden kann“. Diese Einsicht verdankte der Verein vornehmlich den „unangenehmen Folgen“, die Saphirs Streitigkeiten hatten. Denn Saphir hatte den Tunnel, fast ohne dessen Wissen, mit in seine literarischen Fehden hineingezogen und dadurch das Vereinsleben gestört und sogar die Existenz des Tunnels gefährdet. Seine Kontroversen hatten im Tunnel „eine innere Aufregung an die Stelle der wünschenswerten Einheit“ gesetzt.
Als schließlich der literarische Streit, in den Saphir mit Berliner Schriftstellern wie Fouque, Friedrich Wilhelm Gubitz, Willibald Alexis und Louis Angely geraten war, und andere Kontroversen damit endeten, daß Saphir Anfang 1830 Berlin verlassen mußte, tat der Tunnel den für seine weitere Tätigkeit entscheidenden Schritt: er zog sich, „durch die gemachten Erfahrungen belehrt, ängstlich von jeder Öffentlichkeit zurück, um sich in sich zu stärken. Mit redlichem Ernste“, wie es im Vorwort der Statuten heißt, „schlug er einen neuen Weg ein, und in der Stille wirkend, allmählich feindliche Elemente aussondemd, gelang es ihm, die gefährliche Krisis zu bestehen, nach und nach sich zu kräftigen, in geräuschloser Wirksamkeit eine erfreulichere Stellung einzunehmen und sich immer mehr auszudehnen.“ Um einer Wiederholung der von Saphir verursachten Zwischenfälle vorzubeugen, nahm der Tunnel in § 12 seiner Statuten die Bestimmung auf, der Verein habe alles zu vermeiden, „was ihn in einen Konflikt mit der übrigen literarischen Welt bringen könnte, mithin auch eine jede dazu führende „ Veröffentlichung seiner Tätigkeit und jede Einmischung in die Streitigkeiten literarischer Parteien.“
Diese an sich verständlichen und nicht unberechtigten Maßnahmen haben jedoch in der Folge im Tunnel eine extreme und über ihren ursprünglichen Sinn weit hinausgehende Interpretation erfahren. Sie lief darauf hinaus, daß der Tunnel sich hermetisch abschloß und einen prinzipiellen Gegensatz zwischen sich und der „Welt“ konstruierte.
In anbetracht des § 12 der Statuten ist es zwar nicht verwunderlich, wenn wir aus Fontanes Tunnel-Protokollen erfahren, daß der Tunnel es ablehnte, sich bei Bekanntgaben der Presse zu bedienen bzw. eine Auswahl von „Spänen“ zu veröffentlichen. Über dergleichen Vorsichtsmaßnahmen geht es jedoch bedeutend hinaus, wenn Fontane davon spricht, daß den Tunnel eine „chinesische Mauer“ umgebe.
Daß diese Bemerkung Fontanes den Auffassungen des Vereins entsprach, beweisen die Lieder, in denen die Mitglieder den Verein besangen und die in dem Heft „Lieder zum 25. Stiftungsfeste“ (1852) und in dem ca. 1859 gedruckten „Liederbuch des literarischen Sonntags-Vereins zu Berlin“ vereinigt sind. Dort nennt Ludwig Lesser den Tunnel „ein Asyl im Sturm des Lebens“, dort sagt Rudolf Löwenstein in seinem „Tunnel- Lied“ :
Die Welt mit ihren Sorgen
Braust über uns mit Macht,
Doch hält uns froh geborgen
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