Heft 
(1978) 27
Seite
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internen Publikation, die 1877 anläßlich des fünfzigsten Stiftungsfestes herauskam. wurde Fontane unter den ausgeschiedenen Mitgliedern auf­geführt.

Insgesamt war also Fontane einundzwanzig Jahre lang Mitglied des Literarischen Sonntagsvereins, von 1844 bis 1865. Dem tatsächlichen Fern­bleiben ab 1866 ging eine innere Lösung des einst so engen Verhältnisses zum Tunnel voraus, die Anfang der sechziger Jahre einsetzte. Daher konnte Fontane am 1. Oktober 1883 an einen unbekannten Empfänger sdireiben:Ich selbst gehöre dem Tunnel, der, glaub ich, nur noch fünf Mitglieder zählt, schon seit zwanzig Jahren nicht mehr an.

Die ersten elf Jahre (1844 bis 1855) sind als die Zeit der intensivsten Anteilnahme an der literarischen Arbeit des Tunnels zu betrachten. Denn Fontane hat damals nicht nur das Amt des Sekretärs bekleidet, sondern auch eine große Anzahl seiner Gedichte sowie Prosastücke im Tunnel vorgetragen. Seine aus dieser Zeit stammenden Briefe an Freunde, zumal an Bernhard von Lepel, legen Zeugnis davon ab, wie viel ihm damals, trotz zeitweiliger Verstimmungen, der Tunnel bedeutete. Auch noch während des dritten Aufenthaltes in England (1855 bis 1859) nahm er aus der Feme Anteil an dem, was im Tunnel geschah. Allerdings bahnte sich in diesen Jahren, zumal unter dem Eindruck, den die Ver­hältnisse in England auf Fontane machten, zugleich die Distanzierung an. Die erneute Betätigung im Tunnel ab 1859 entsprang mehr aus lieber, alter Gewohnheit als aus echter geistiger Anteilnahme und endete bald mit dem gänzlichen Erlahmen des Interesses, das nun anderen Aufgaben galt, etwa denWanderungen durch die Mark Brandenburg. Davon sprechen auch die Verse, mit denen Ludwig Lesser im Februar 1864 Fontane bedachte und die im Tunnel vorgetragen wurden:

Lafontaine

O schöne Zeit auf Alt-Englands Flur,

Wo mit Lords er und mit Rittern gerungen Verschwunden, ach, sie und seine Spur,

Wo er ihre Helden besungen!

Ach, daß er jetzt fehlt in der Sänger Reihn,

Wer hält ihn doch fest am Kragen?

Es sind die märkischen Percys allein,

Es sind die von Uchtenhagen.

Erst Jahrzehnte später trat der Tunnel wieder in Fontanes Gesichtskreis, nun aber als Gegenstand der Erinnerung, und fand inChristian Fried­rich Scherenberg und inVon Zwanzig bis Dreißig die beste Darstel­lung, die ihm bisher zuteil geworden ist.

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