lung, was aber nur als vertrauliche Mitteilung zu betrachten ist.“ 3 Und so arbeitet er in Altona an der Herausgabe seiner Werke, bis ihn die Mitteilung nach Berlin zurückruft, daß er eine Anstellung im „Literarischen Bureau“ erhalten habe.
Sowenig also die Schlacht bei Idstedt äußerlich seinen Lebenslauf änderte, so wichtig erscheint sie ihm noch im Nachhinein für seine Bewertung preußischer Politik. Schon in dieser Zeit war er Gegner der Auffassung, die die schleswig-holsteinische Erhebung als Folge der Revolutionswirren 1848 betrachtete und nur halbherzig die Bundesinteressen vertrat. Fontanes Auffassung deckte sich zu dem Zeitpunkt mit der Meinung des progressiven deutschen Bürgertums, und man kann mil Fug und Recht einen Satz aus der Rede Dahlmanns vom 9. Juni 1848 in Frankfurt als seine Auffassung zitieren: „Wenn Sie in der schleswig-holsteinischen Sache versäumen, was gut und recht ist, so wird man auch der deutschen Sache das Haupt absehlagen.“' 1 Noch im Jahr 1897 in einem Brief an Morris vom 8. 2. vertritt Fontane diesen Standpunkt: „Gewisse Dinge — und dahin gehört für das gegenwärtige England Ägypten — braucht ein Staat, um weiter leben zu können, und solche Dinge müssen auch die rivalisierenden Staaten ihrem Nebenbuhler ruhig gönnen. So brauchten wir Schleswig-Holstein. Wir mußten es haben und haben es gekriegt.“ 5 Das Interesse Fontanes am Fortgang der Streitigkeiten läßt sich in den folgenden Jahren nicht direkt verfolgen. Sicher ist, daß er als Korrespondent in London mehrfach Gelegenheit hatte, auch die englische Stellungnahme zu diesem Problem kennenzulernen und daß er durch Storm viele Einzelheiten aus dem Alltag erfuhr.
Als 1864 der Krieg ausgebrochen war, vereinbarte Fontane mit dem Berliner Verleger Decker, ein Buch darüber zu schreiben. Da er zu allen seiner Werken der Lokalkenntnis bedurfte und für eine Schilderung eines Feldzuges insbesondere das Terrain kennen mußte, unternahm er zwei Reisen in das Kriegsgebiet. Dabei ist vor allem die zweite Reise für uns von Interesse, da er in ihrem Verlauf Seeland und Jütland bereiste, also nationaldänisches Gebiet. Die Aufzeichnungen dienten später nicht nur dem Kriegsbuch, sondern auch dem Roman „Unwiederbringlich“. Natürlich besuchte er die touristischen Attraktionen in Kopenhagen und Umgebung, aber interessant sind für uns auch seine Beobachtungen über Land und Volk. Man sollte dabei berücksichtigen, daß sie unmittelbar während des Krieges niedergeschrieben wurden und gewisse Ressentiments auf dänischer wie auf Seiten Fontanes vorhanden sind.
Das betrifft sicher nicht seinen Eindruck von den Städten und Dörfern des Landes. So heißt es im Tagebuch unter dem 12. September über Roskilde: „Im Uebrigen ist es ein Nest von nicht ganz 5000 Einw., das etwa an Barnim oder noch mehr an Müncheberg erinnert. Fürstenwalde, Freienwalde und Städte dieser Art sind schon wesentlich besser. Ueber- haupt liegt über allem doch ein gewisser Ton des Verfalls. All unseren Nestern sieht man an, dass sie — mögen sie noch so miserabel sein —
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