dem preußischen Soldaten unterlegen. In seinem Kriegsbuch wird dieses Urteil wieder zurechtgerückt und auch gegenüber der dänischen Seite Gerechtigkeit geübt.
Unter das Verdikt der Durchschnittsbeschaffenheit fallen auch die dänischen Frauen, und auch hier ist die Begründung in einer vorgefaßten Meinung zu suchen. „Ich hatte imposante Nordlandgestalten, Fingals- töchter, ossianische Schönheiten erwartet und war in den ersten Tagen erschrocken, von alledem so ziemlich das Gegenteil vorzufinden.“ 9 Hier zeigt sich einmal mehr, daß auch Fontane von der Nordlandromantik, wie sie sich in den ersten Jahrzehnten des Jahrhunderts zeigte, stark beeinflußt ist. Dieser Einfluß ist auch eine Erklärung dafür, daß er z. T. von seinen Dänemarkeindrücken enttäuscht ist. Völlig unverständlich ist ihm das politische Engagement der Däninnen. Er spricht ihnen das Recht dazu ab, das er den Polinnen aber eingesteht. Auch hier also romantische Erinnerungen im Widerstreit mit realen Gegebenheiten.
Mit seinen Anschauungen befand er sich ganz im Rahmen eines auch Dänemark einschließenden Nordlandenthusiasmusses, der sich — unabhängig von der politischen Situation — in wechselnden Ausrichtungen während des gesamten 19. Jahrhunderts in Deutschland beobachten läßt. Das positive Bild Kopenhagens findet sich z. B. auch 1861 in einem Aufsatz in der „Gartenlaube“, wobei sich der Autor, Franz Wallner, allerdings politisch absichern muß. Obwohl er' „für die dänische Regierung ebensowenig Sympathien empfinde, als irgend ein anderer Mensch im Vaterlande“, hindere ihn diese Abneigung nicht, „einen Ausflug nach der skandinavischen Hauptstadt für das Lohnendste zu halten, was man in beschränkter Zeit erreichen kann.“ 10 Besonders hebt Wallner den Vergnügungspark 'fivoli hervor,, der ihm für die Erziehung des Volkes vorbildlich erscheint. Auch für Fontane, der kein Freund solcher Vergnügungsparks ist, sind die beiden Kopenhagener Einrichtungen, die Alhambra und das Tivoli, „die besten unter ihresgleichen. Vauxhall, Cremorne-Gardens, Jardin d’Hiver, Kroll etc. stehen dagegen zurück; ...“ 11
Ausführlich widmet er sich dem Museum für nordische Altertümer. Es scheint ihm der Grundstock zur gesamten Wissenschaft der nordischen Allerskunde zu sein und die Dänen auf diesem Gebiet führend in der ganzen Welt. Das Negativum des „Wühlen im Alten“ findet in diesem Museum seine positive Seite. Daß Fontane dabei natürlich seinerseits feststellt, daß dabei „das überall im Lande lichterloh emporflackernde Nationalgefühl“ 12 eine wichtige Rolle gespielt habe, muß nach dem bisher Gesagtem nicht besonders betont werden. Er berücksichtigt dabei nicht, daß auch die deutschen Forscher u. a. aus nationalem Antrieb heraus ihre Forschungen begannen, und daß das Erwachen des Nationalbewußtseins und die Rückbesinnung auf die nationalen Überlieferungen eine europäische Geistesrichtung ist.
In einer Fußnote bezweifelt Fontane die Nützlichkeit der Epocheneinteilung, wie sie im Museum vorgenommen wurde, da sie nichts über
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