die wahre Kulturleistung des dänischen Volkes aussage. Außerdem kritisiert er die Aufteilung in eine ältere und eine neuere Steinzeitperiode. Er schließt sich in dieser Hinsicht Ernst David Martin Kirchner und Leopold Freiherr von Ledebuer an, die das von Christian Jürgensen Thomsen vertretene Schema der Drei-Zeitalter-Einteilung ebenso wie er ablehnen. 13 Fontanes Beweggründe, die eines Laien, wie er selbst sagt, sind allerdings nicht stichhaltig, auch wenn der Streit in dieser Zeit noch nicht entschieden war.
Der Bericht über das Museum wird ausführlicher, je mein- er sich der historischen Zeit nähert. Vor allem hat es ihm Thyra Danebod angetan, die Gattin Gorms des Alten, dessen Tod Fontane im selben Jahr in einer Ballade schilderte. Hauptpunkt seines Berichtes aber ist das Dagmar-Kreuz, dem er ein eigenes Kapitel widmet. Schon 1863 hatte er in der Kreuz-Zeitung anläßlich der Heirat der dänischen Prinzessin Alexandra mit dem Prince of Wales über das Kreuz berichtet, von dem eine Kopie der Prinzessin mitgegeben worden war. Zwischen beiden Artikeln ergeben sich verschiedene Differenzen, die z. T. auf Verwechselungen der verschiedenen Waldemare beruhen. Vater und Sohn holten sich beide Ehefrauen aus Portugal. Es ist uns nicht möglich, aus der Fülle der Balladenüberlieferungen zum Thema Heirat und Tod Königin Dagmars die von Fontane zitierten Balladenbruchstücke zu identifizieren, vor allem, da nicht klar ist, ob er sich dänischer Originaltexte bedient hat oder eventuell auf deutsch vorliegender Versionen. Jedenfalls weichen sie in einigen Punkten von den bekanntesten Fassungen ab, so z. B. am Schluß, wo Dagmar dem König Ratschläge gibt und vor einer Heirat mit Berengar, der portugiesischen Königstochter, warnt. In der von Fontane zitierten Ballade fehlen alle cTiese Ausschmückungen.
Ein zweites Museum, das für ihn interessant ist und dem er deshalb auch ein eigenes Kapitel widmet, ist das Schloß Rosenborg, in dem in verschiedenen Räumen Einrichtungsgegenstände, Krönungsanzüge und Kuriositäten aus der Regierungszeit der verschiedenen dänischen Könige ausgestellt sind. Fontane schätzt die Anordnung sehr, da sie ermöglicht, die verschiedenen Gegenstände der jeweiligen Regierungszeit zuzuordnen und eine exakte Übersicht über Zeitgeschmack, Liebhaberei und Modeentwicklungen entsteht.
Fünf und einen halben Tag hatte Fontane sich für Kopenhagen Zeit gelassen und während dieser verhältnismäßig kurzen Dauer praktisch einen großen Teil dessen gesehen, was die Stadt zu bieten hat. Es muß schon ein geübter Reisender sein, der innerhalb von knapp drei Stunden (wenn die Angaben des Tagebuchs stimmen!!) die Moltkesche Galerie, das Thorvaldsen Museum, Amalienborg, die angefangene Frederikskirche und den Runden Turm besichtigt und dazu noch Zeit findet, beim Konditor Genelli Schokolade zu trinken. Aber anscheinend hat Fontane diese Aufnahmebreitschaft und das Vermögen, nach Vororientierung durch den Reiseführer das für ihn Wichtige von dem vielen Unwichtigen zu trennen. Zum Tagesprogramm, das oben angeführt wurde, gehört noch eine Fahrt
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