In der Frauenkirche bezeichnet er die Marmorsarkophage der Familie von Pentz als Sehenswürdigkeiten. Der Name von Pentz hat sich ihm so eingeprägt, daß er ihn in seinem Roman werk zweimal benutzt: Einmal in „Unwiederbringlich“, wo einer der wichtigsten Hofleute der Prinzessin so heißt, und zum zweiten in „Elfi Briest“. In diesem Fall wird die Familie auch geographisch in Jütland angesiedelt, nämlich in „Aggers- hus“, einer Phantasiebildung Fontanes, die aber höchstwahrscheinlich auf das Wikingerlager Aggersborg am Limfjord, 3 km nördlich von Logstor, zurückgeht, das 1086 von aufständischen Bauern dem Boden gleichgemacht worden war. Der Hinweis auf Akershus, die Festung in Oslo, scheint etwas weit hergeholt, gerade weil der Name und die geographische Lage hier auffallend übereinstimmen.
In den übrigen Briefen wird der Begriff der Öde etwas relativiert. „Die Landschaft ist öde, aber nicht das Land .“ 18 Auf der weiteren Reise, die ihn zum Teil durch die Heidegebiete des Geestrückens Jütlands führt, stellt er fest, was dem Land fehle, seien die Menschen „Was hätte Fr. W. I. und Friedrich II. aus diesem Land gemacht: Hier fehlt Einwanderung. Der einzelne, der in den Zuständen, die er vorflndet, untergeht, macht es nicht; aber 5 oder 10 000 die machen es, die geben ein Beispiel, die feuern an. Es herrschen vollständig patriarchalische Zustände, in vieler Beziehung beneidenswerth, ein freies Mecklenburg und doch zum Untergang bestimmt.“ 19 Die Prognosen Fontanes haben sich nicht erfüllt. Doch liegt das z. T. an der erst in den späten 60er Jahren des 19. Jahrhunderts einsetzenden Umstrukturierung der Landwirtschaft, die auch u. a. die Gründung ländlicher Konsumvereine (der erste 1886 in Thisted) mit sich führte.
Daß dieses Gebiet, ähnlich wie in Schleswig-Holstein, landwirtschaftlich unergiebiger blieb, muß auf die Bodenverhältnisse zurückgeführt werden, die Fontane sehr richtig schildert: „Heidekrautbewachsene Hügel, bergauf, bergab, kein Baum, kein Strauch ... ‘ <2 ° und deutlicher noch in seinem Tagebuch: „Es ist ein wellenförmiges Plateau, alles Heideland, seltener Moorland noch seltener Weideland, auf diesem Plateau wohnen verhältnismässig wenig Menschen, wird verhältnismässig wenig gebaut und produciert.“ 21 Ähnliches hat er in seinem Buch über den Krieg von 1864, später auch über den Geestrücken Schleswig-Holsteins geschrieben. Im weiteren Verlauf seiner Reise beeindruckte ihn vor allem der Wiederaufbau des Viborger Domes, der nach dem Brand von 1726 nach alten Plänen in Granit wieder aufgebaut wurde, so daß er heute praktisch eine Kopie des Ursprungsbaues ist. Auch der Aarhuser Dom macht Eindruck auf ihn, allerdings mehr wegen seiner Grabdenkmäler als wegen der Bauausführung, die ihm ziemlich grobschlächtig vorkommt. Dafür lobt er den Bernd Notke Altar in der Kathedrale sowie die Grabmäler der Rodsteens, Ebbesens u. a. Hier findet er Gelegenheit, in Anekdoten die etwas trockene Beschreibung aufzulockem.
In den beiden Artikeln „Aus dem Sundewitt“ und „Broacker“, die auf seiner ersten Reise nach Schleswig-Holstein beruhen, überwiegen die
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