Aussagen über den Krieg die allgemeinen Feststellungen über das Land. In der Zeit des Waffenstillstandes geschrieben und noch im August veröffentlicht, versteht sich das fast von selbst. Hier ist er außerdem auf dem Terrain des Kampfes, und diese Schilderungen gehen unmittelbar in das Kriegsbuch über. Die Geschichte des Kapitäns Carlsen in Broacker allerdings mit Varianten; aber'es sind doch die gleichen Erzählungen wie im Kriegsbuch. Ähnliches läßt sich über den Missunde-Aufsatz sagen, der direkte Vorarbeiten für das Buch über den 64er Krieg enthält. Hier ist das Panorama allerdings romantisch aufgehöht, Stimmungsmalerei mit Sonnenuntergang und der Geschichte des Herzogs Abel und der Ermordung des König Erichs als historischem Schauerelement.
Dies zum direkten Niederschlag der Reisen Fontanes durch Schleswig- Holstein und Dänemark 1864. Sie gaben ihm die Hintergrundkenntnisse für das Lokalkolorit in „Unwiederbringlich“ und auch für das Buch über den deutsch-dänischen Krieg, auf das wir hier nicht näher eingehen wollen, obwohl es — sowohl in seiner politischen Haltung, als auch wegen seiner Bedeutung für „Unwiederbringlich“ — nicht uninteressant wäre, es genau zu analysieren.
Wir möchten, ehe wir auf diesen Roman eingehen, noch andere Aspekte von Fontanes 'Dänemarkkenntnis aufzeigen, nämlich seine Kenntnis der Geschichte und Sagenwelt, der bildenden Kunst und der Literatur.
Auf dem literarischen Gebiet ist seine Kenntnis, was Dänemark angeht, sehr begrenzt: Oehlenschläger, als eine der Paradefiguren, H. C. Andersen mit seinen Märchen, was für einen literarisch Gebildeten in Deutschland eine Selbstverständlichkeit war, und Henrik Hertz.
Hertz’ Schauspiel „König Renes Tochter“ wird er wohl in einer der vielen Aufführungen, die das Stüde in Deutschland erlebte, gesehen haben. Später war es dann Lesedrama, besonders geeignet „als Lektüre in schönen Händen, wegen seiner zarten Mystik, seiner reinlichen Sentimentalität, wo es auf Gedankensamen und physikalische Motivierung nicht weiter ankommt“. 22 Fontane erwähnt das Stück im „Stechlin“ im Zusammenhang mit der Sentimentalität zur Restaurationszeit. Waldemar bekennt — und das kann man vielleicht autobiographisch nehmen — eine Vorliebe für das Stück gehabt zu haben. 23 Das Stück sei aber schon lange vergessen. „Wir stehen jetzt im Zeichen von Tolstoj und der Kreutzersonate.“ 25 An seine Schwester Lise schreibt Fontane rund zwei Monate nach dem Tode von Hertz auf ihre Anfrage: „Henrik Hertz hat noch vielerlei geschrieben. Bios seine dramatischen Arbeiten 40 an der Zahl füllen 15 Bände. ,Svend Dyrings Haus* wurde ebenfalls in Berlin aufgeführt. Er schrieb auch Novellen, Romane, Lyrica.“ 25 Er schrieb allerdings nur einen Roman, dafür aber vierundfünfzig Schauspiele.
In „Von Zwanzig bis Dreissig“ berichtet Fontane noch von der Bekanntschaft mit einem anderen dänischen Dichter der Zeit, und zwar Johann Ludvig Heiberg, dessen Gedicht „Moens Klint“ zu seinen Lieblingsstücken jener Jahre gehört habe. Heibergs Gedicht war von Wollheim da Fonseca
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