für die von ihm selbst herausgegebene Zeitschrift „Kronos“ übersetzt worden. 26
Grundtvig und Oehlenschläger werden in seinem Werk nur ganz am Rande erwähnt und haben keinerlei Bedeutung für ihn gehabt. Ähnliches kann man wohl auch von H. C. Andersen sagen, dessen autobiographische Schriften, Romane und vor allem Märchen in Deutschland weit verbreitet waren. Bei der Umfrage „Was soll ich lesen?“ 1894 führt er Andersen an vierunddreißigster Stelle auf, und zwar die Märchen und „Das Bilderbuch ohne Bilder“. In der Liste 1889 hatte er das Buch mit dem Untertitel „Was der Mond erzählt“ aufgeführt. Die Änderung in der lüste 1894 stellt also nur eine Korrektur des Titels dar. Briefliche Äußerungen über das Werk Andersens sind trotz der Anerkennung kaum vorhanden.
Den nachhaltigsten Einfluß auf Fontane hat Ludvig Holberg ausgeübt, aber nicht der Dichter, sondern der Historiker — „Am meisten Einfluß auf- micht übten historische und biographische Sachen; Memoiren des Generals v. d. Marwitz (dies Buch ganz obenan), Droysen, Leben Yorcks, Macaulay (Geschichte und Essays), Holbergs dänische Geschichte, Büchseis .Erinnerungen eines Landgeistlichen 1 und allerlei kleine von Pastoren und Dorfschulmeistern geschriebene Chroniken oder Auszüge daraus.“ 27 über die Bedeutung der Marwitz-Memoiren (vor allem für „Vor dem Sturm“) ist viel geschrieben worden. Die Holbergsche Geschichte hat keine so direkten Spuren hinterlassen. Man trifft auf sie bei den Balladen mit nordischen Motiven, auch im „Der Tag von Hemmingstedt“, bei der Einleitung des Schleswig-Holsteinischen Kriegsbuches und natürlich in „Unwiederbringlich“. Aber in all diesen Fällen ist sie nicht die einzige Quelle. Fontane benutzt auch F. C. Dahlmanns „Geschichte von Dänemark bis zur Reformation“. Für den Romanentwurf „Korfiz Uhlefeld“ allerdings muß man Holberg als einzige Quelle annehmen, da er auch ausdrücklich auf dessen Register hinweist, in dem alle wichtigen Punkte enthalten seien. Natürlich kannte Fontane auch den „Politischen Kannegießer“, aber in seiner langen Rezensentenzeit ist das Stück am Kgl. Theater nicht aufgeführt worden. So wird es nur im „Schach von Wuthe- now“ erwähnt, um die politische Situation 1806 zu verdeutlichen. „Wallenstein, die Jungfrau, Teil erschienen gelegentlich, am häufigsten aber Holbergs .Politischer Zinngießer 1 , der, wie Publikum und Direktion gemeinschaftlich fühlen mochten, um ein erhebliches besser als die Schillersche Muse zu lärmenden Demonstrationen geeignet war.“ 28 Ein weiteres Werk Holbergs wird noch erwähnt, und zwar im Zusammenhang mit Bildern von Abildgaard. Es ist „Niels Klims unterirdische Reise“ 26 das im Winter 1740/41 auf lateinisch in Leipzig erschienen war. Es läßt sich dem Text nicht entnehmen, ob Fontane das Werk gekannt hat oder ob er nur ein Handbuch referiert. Bezeichnend ist aber, daß er zwar die swiftsche Traditionslinie erwähnt, nicht aber Fenelon und Montesquieu, deren „Telemaque“ bzw. „Lettres persannes“ mit zu den Ahnherren dieses Romans gehören.
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