Gelobt werden von ihm die Maler der „älteren“ Schule, Abildgaarcl und Jens Juel. Juels Triumphe, der sein bestes als Porträtmaler leistete, vergleicht er sogar mit Reynolds Triumphen, ein Vergleich, der den Dänen in Fontanes Wertsystem ganz oben rangieren läßt. Von Abildgaard lobt er besonders die Illustrationen zu Holbergs „Niels Klim“, von denen fünf in öl erhalten sind. Die Hauptwerke Abildgaards, Historiengemälde, die die Geschichte der oldenburgischen Linie des dänischen Königshauses darstellten, sind zum großen Teil (bis auf die ersten drei) beim Brand von Christiansborg 1796 vernichtet worden. Diesen beiden Malern traute Fontane zu, daß sie eine Schule hätten bilden können, sie hätten jedoch nur Schüler ausgebildet.
Dann überspringt er die Hauptvertreter einer Generation (z. B. Eckersberg) und stellt dem deutschen Publikum die Maler der jüngeren Generation vor. Unter diesen sind es besonders Jorgen Sonne und C. F. Sörensen, die er hervorhebt. Dabei muß man feststellen, daß es sich bei Sonne um einen ausgesprochen romantsichen Maler handelt, dessen drei Johannisnachtsbilder auch heute noch als Stilmuster für diese Zeit angesehen werden. 35 Auch Vilhelm Kyhn, Gotfred Rump und P. C. Skovgaards sind ihrer Herkunft, der Natur- und Bildauffassung nach Romantiker, und insofern sind alle diese Maler mehr oder minder stark von Deutschland aus geprägt. Der deutsche Einfluß auf die Roman tiker, vor allen Dingen aus Hamburg, Dresden, Düsseldorf und München, ist ein Faktum in der dänischen Kunstgeschichtsschreibung, wenn auch gleichzeitig betont wird, daß durch die Erfolge Thorvaldsens und retrospektive Ausstellungen 1840 und 43 das Bewußtsein von der dänischen nationalen Eigenständigkeit gestärkt wurde.
Mit den Ausmalungen Marstrands im Roskilder Dom (bis 1866) endet die romantische Periode in Dänemark, deren Hauptvertreter Fontane in seinem Aufsatz genannt hat. In seinem übrigen Werk kommt er, bis auf eine Diskussion um den dänischen Marinemaler Anton Melbye im „Stechlin“, nicht mehr auf diese Themen zurück. Die Umwandlung des Urteils über die dänische Marinemalerei im „Stechin“ hängt mit der Charakterisierung der Personen zusammen, denen diese Äußerungen in den Mund gelegt werden. Cujacius, Cornelius-Anhänger, aber gegen die Präraffaeliten eingestellt, lobt Melbye, lobt allgemein die Norweger und Dänen als Marinemaler. Er hebt den unprätentiösen Stil hervor und vergleicht die Bilder mit dem „ossianischen Meereszauber in den Kompositionen unseres trefflichen Niels Gade.“®’
Wichtig ist noch Fontanes Stellungnahme zu Thorvaldsen. Er besuchte das Museum während seines Kopenhagenaufenthaltes am 14. September 1864. „Ins Thorwaldsen-Museum. Wunderschön; über alle Erwartungen hinaus ergreifend und entzückend. Namentlich alles was Amor, die Grazien und die drei Göttinnen, insonderheit Venus angeht, so muß auch ein Laie das Entzückende dieser Sachen herausfühlen. Ihr Zauber ist das Naive, die scheinbare Leichtigkeit, das unendliche Behagen, mit dem dies alles gemacht ist... All das andere (die Büsten und Statuen) ist unendlich langweilig dagegen. Und doch ist es auch groß in seiner
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