Weise.“ 37 In diesem spontanen Eindruck zeigt sich eine erstaunliche Modernität. Thorvaldsen der Grieche ist es, der ihn beeindruckt, nicht der gefeierte Schöpfer der Monumentalplastik in der Nachfolge der Antike und Renaissance. Es komme ihm vor wie in naturhistorischen Sammlungen, „in denen man erst die vorsintflutlichen Riesentiere passieren muß, ehe man zu den Schöpfungen gelangt, die die Dimension unserer Erdepoche tragen“. 38 Auch wenn sich gerade in jüngster Zeit die Bemühungen mehren, auch den monumentalen Thorvaldsen, dessen Christusflgur die wahrscheinlich meist kopierte Plastik des 19. Jahrhunderts ist, wieder zu entdecken, entsprechen die glatten und kalten, formschönen und vollendeten Werke nicht mehr dem Zeitgeschmack. Fontanes Kenntnis der dänischen Geschichte ist eng verbunden mit der .schon erwähnten Nordlandromantik. De la Motte-Fouque, Emst Moritz Arndt u. a. legten Anfang des Jahrhunderts den Gnandstein. Hinzu kamen die Arbeiten und Forschungsergebnisse der Germanisten Grimm, v. d. Hagen und die Herausgabe der Märchen und Sagensammlungen und — das darf nicht vergessen werden — eine große Zahl von Reiseberichten, die ein idealisiertes Bild des Nordens entwarfen. Für Fontane kommt noch hinzu, daß die brandenburgisch-preußische Geschichte für- bestimmte Epochen eng mit den skandinavischen Geschichte verbunden ist und er bei seinen ..Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ immer wieder auf solche Verbindungen stieß?
Ende der achtziger, Anfang der neunziger Jahre entstanden eine Reihe von Balladen mit nordischem Inhalt, die nicht unmittelbar- an politische Gegebenheiten und Ereignisse geknüpft waren, wie z. B. „Der Tag von Hemmingstedt“ oder die verschiedenen Düppelgedichte. Themen dieser Balladen sind „Nordische Königsnamen“, „Admiral Herluf Trolles Begräbnis“, „Waldemar Atterdag“, „Swend Gabelbart“ etc. Es gibt einen Aufsatz von Fontane, der sich wie eine Zusammenfassung dessen liest, was später über diese Themen in dem Frühstücksgespräch bei v. Jürgaß und in der „Kastalia“-Sitzung in „Vor dem Sturm“ gesagt wird und auch in diesen Balladen und „Unwiederbringlich“ enthalten ist. Es ist der Aufsatz über seinen Besuch des Domes zu Roskilde, der am 12. September stattfand. Es ist einer der besten historischen Essays aus Fontanes Feder.
Er benutzt seine Erläuterungen zur Baugeschichte, um einen Überblick über die Geschichte der dänischen Könige bis Christian IV. zu geben, wobei ihn namentlich die Persönlichkeiten des frühen und hohen Mittelalters interessieren. Es sind die gleichen, die sich in den Balladen wiederfinden: Hakon Blatand, Sven Tvestjag, Kanut der Große etc. Hier kann er seiner Lust, die Gestalten in Sagen und Anekdoten zu charakterisieren, freien Lauf lassen. Er stützt sich dabei nach seinen eigenen Aussagen auf die Dänische Geschichte des Saxo Grammaticus, dessen Grabstein er auch gebührend hervorhebt. Neben Saxo diente ihm wohl auch Holbergs „Dänische Reichshistorie“ als Quelle. Die Darstellung ist zum größten Teil korrekt. Nur in der Baugeschichte sind einige kleine Fehler. So ist nach heutiger Auffassung nicht Svend Nor-
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