Heft 
(1978) 27
Seite
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bagge der Begründer des Doms in seiner heutigen Gestalt, sondern Bischof Absalon. Das Vorbild für den Bau ist wohl nicht in England zu suchen, wie es Fontane im Gegensatz zu deutschen Kunsthistorikern seiner Zeit vermutet, sondern es dürfte sich dabei um den Dom zu Tour- nai handeln. Schließlich ist das Grabmal Margarethes keine Nürnberger Arbeit, sondern höchstwahrscheinlich einem im Rheinland ausgebildeten Bildhauer zuzuschreiben. Einer Vermutung nach ist es Johannes Junge aus Lübeck. Die von Fontane beschriebenen Gemälde in der Kapelle Christians IV. stammen nicht von den von ihm genannten Malern Eddelien, Hansen und Komerup, sondern sind Arbeiten von Vilhelm Marstrand.

Soweit ein kurzer Überblick über die Kenntnisse Fontanes über Däne­mark, seine Kultur und Geschichte, deren journalistische Auswertung vor allem in den Jahren 186365 erfolgte. Der Niederschlag in seinem dichterischen Werk setzt allerdings erst später ein. NurGorm Grymme 1864 undHakon Borkenbart 1874 liegen zwischen den journalistischen Arbeiten und dem dichterischen Werk mit nordischem Stoff. Es gibt so etwas wie einenordische Periode in seinem Werk, als nebenUn­wiederbringlich und den Balladen mit nordischen Themen, der Aus­einandersetzung mit Ibsen auch noch der Plan trat, einen Roman über das Schicksal von Korflz Uhlefeld (wir benutzen Fontanes Schreibweise) zu schreiben. Die Anregung bot ihm HolbergsDänische Reichshistorie, in dessen Register fast alle Elemente enthalten sind, die in den Ent­würfen erwähnt werden. Drei Charaktere haben Fontane vor allem angezogen: Korflz, Hannibal Sehestedt, sein Gegenspieler, und Leonora Christina, die Frau Korflz, die allerdings erst im zweiten Entwurf beginnt. Gestalt zu gewinnen. Außerdem reizt ihn der Stoff und die .gute Szenerie: Seeland, Jütland, Schonen, Malmö, Kopenhagen,

Koeskilde, Frederiksborg etc. 30 Hauptsächlicher Reiz scheinen aber die prächtige(n) romanhaften Situationen gewesen zu sein, die er in einer kurzen Aufzählung bringt. Am Beginn das Glück und der Fall Christine Munks (einer Lieblingsfigur Fontanes), dann die Schilderungen der drei Hauptfiguren; der Gegensatz zwischen Korflz und Hannibal bei der Verhandlung über Ehebruch und Verbannung Christine Munks; die große Liebe zwischen Korflz und Leonora; die Gefangenschaft auf Bomhölm und die Rolle des Oberst Fuchs und dessen Ermordung durch einen Sohn Korflz 1 ; der Aufenthalt in Malmö; die Flucht nach Seeland; endgültiger Machtverlust und die verzweifelten Versuche, seine Rache zu stillen, bis zum Tode im Rhein. In einem späteren Entwurf wird auch die zweiundzwanzigjährige Haft Leonoras und ihre Befreiung als Schlußkapitel mit in den Plan aufgenommen. In dieser Inhaltsübersicht zeigt sich ein balladesker historischer Roman, vollgefüllt mit Handlungen, dauernd wechselnden Schauplätzen. Ein Roman typ, wie ihn Fontane (abgesehen vielleicht vonGrete Minde) nie geschrieben hat und der seiner Romankunst ebenso fremd war, wie der geplante Roman über die ..Likedeeler. Das war woh! auch einer der Hauptgründe, weswegen diese Romane nicht ausgeführt wurden. Hinzu kommt, daß die Tendenz,