die der Uhlefeld-Roman erhalten sollte, nicht aktuell war. „Adelsstolz gegen Königtum“ 40 war in den späten 80«v Jahren nicht das Thema; das „sozialdemokratische“ der „Likedeeler“ dagehen war hochaktuell. Natürlich bieten auch andere Romane und Entwürfe Anknüpfungspunkte für unser Thema. So z. B. gibt es eine Aufstellung von zu schreibenden Werken mit chronikartigem Charakter, in der u. a. ein „Herzog Abel“ und „Das Gelübde von Bomhöved“ genannt werden. Das Thema des Bruderzwistes zwischen Herzog Abel und König Erich hat ihn sehr stark interessiert, so daß er immer wieder auf den Mord an König Erich auf der Schlei zurückkommt. Er erzählt diese Geschichte ausführlich in seinem Aufsatz über „Missunde“, der am 26. 2. 1865 in der Kreuz-Zeitung erschien, und erwähnt sie auch in seinem Buch „Der Schleswig-Holsteinische Krieg im Jahre 1864“, allerdings mit kleinen Varianten.
Im Fragment „Oceane v. Parceval“ steht das Melusinenmotiv im Mittelpunkt, und Fontane verknüpft es durch einige Anspielungen mit Dänemark. So z. B. dadurch, daß Oceane in Dänemark geboren ist, Berlingske Tidende liest und bei ihrer Taufe „Meerweiber Gevatter gestanden“ haben. Im Entwurf ist das Zitat des dänischen Liedes, das Oceane in die Nähe der Elfen rücken soll, nicht ausgeführt, es dürfte sich aber wohl um Herders Übersetzung „Elvershöh“ in „Stimmen der Völker in Liedern“ handeln, da kaum anzunehmen ist, daß Fontane Oehlenschlägers oder Heibergs Versionen gekannt hat, es sei denn das Herbergsche Gedicht aus dem gleichnamigen Stück in einer Übersetzung von Wollheim da Fonseca.
Wichtigstes Werk mit Dänemark als Hintergrund ist natürlich der Roman „Unwiederbringlich“. Fontane hat all das mit eingearbeitet, was er auf seinen Reisen in Schleswig-Holstein und Dänemark gesehen hat und was ihm an der Geschichte Skandinaviens lieb war. Der manchmal langsame Erzählrhythmus gibt ihm Gelegenheit, historische Fakten zu rekapitulieren, Anekdoten mit einzuflechten, die aber nicht Selbstzweck sind, sondern sich nahtlos in den Handlungsablauf einpassen.
Zunächst seien noch einmal einige Fakten aus der Entstehungsgeschichte rekapituliert: 1885 empfängt Fontane einen Brief von einer Bekannten, in dem der Stoff erzählt wird und den er sofort als Novellenstoff bezeichnet. Das Geschehen spielt in Mecklenburg-Strelitz, und die Handlung liegt etwas über vierzig Jahre zurück. Für Fontane bedeutet das, daß er den Schauplatz verlegen muß, da das Geschehen noch nicht vollkommen vergessen ist (wie z. B. auch bei „Effi Briest“). Diese Transponierung bringt eine Verschiebung der Tendenz des Romans. Mecklenburg-Strelitz als Beispiel des rückständigen Kleinstaates hätte der „Geschichte den Ton des politisch Satirischen“ gegeben, „nun klingt nordisch Romantisches mit durch“/' 1 Dänemark hatte er zwar 1864 als „ein freies Mecklenburg und doch zum Untergang bestimmt“ bezeichnet, aber es gab dort keine Parallele zu der nicht durch Wahlen bestimmten Ständevertretung Mecklenburgs. Dieser Aspekt fiel also in den Schilderungen weg. Dafür gab es andere Punkte, so z. B. das Verhalten des dänischen Königs, das skandalöse Leben mit der Gräfin Danner etc. Durch geschickte Festlegung
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