der Romanhandlung in das Jahr 1859 gewann er darüber hinaus noch symbolkräftige Geschehnisse wie z. B. den Brand des Schlosses Frederiks- borg und den Rücktritt der Regierung Hall im November des Jahres.
In der Forschungsliteratur ist dieser Roman sehr umstritten. Das für lange Zeit entscheidende Urteil stammt von Wandrey, der das Buch als „das weitaus bedeutendste der epischen Nebenwerke Fontanes“ 42 einstufte. Mit dem überaus positiven Urteil von Demetz wird genau die Gegenposition bezogen. Demetz bezeichnet den Roman als „das makelloseste Kunstwerk Fontanes: — ohne Schlacke und Sentmentalität; kühl, gefaßt, kontrolliert.“ 43 Dieses günstige Urteil, das den Roman noch über „Effi Briest“ stellt, wird in dieser Schärfe natürlich nicht von allen Interpreten geteilt, aber auch Ingrid Mittenzwei und Walter Müller-Seidel stellen sich zu dem Roman positiv. 44
Diese Meinungen haben sich selbstverständlich nicht aufgrund der Dänemarkschilderungen ergeben, obwohl die Frage des Gelingens der Transponierung ein wichtiges Faktum ist, das von vielen Forschem verneint wird. Wandreys negative Einstellung z. B. kommt aber aus ästhetischen Griinden zustande; er bejaht das Gelingen der Übertragung. Wenn wir uns im folgenden nur auf die Dänemarkschilderungen beziehen, mag ein Urteil eines dänischen Germanisten über diesen Roman vorangestellt sein. Sven-Aage Jorgensen hat sich in den letzten Jahren mehrfach mit diesem Roman auseinandergesetzt und kommt zu folgendem Schluß: „Er arbeitet sehr geschickt mit Namen und Örtlichkeiten, mit den Konflikten, die ihm und der deutschen Öffentlichkeit bekannt waren; die .Schnitzer - , die ja auch in den märkischen Romanen nicht fehlen, sind belanglos.“ 45 Es sind, grob gesehen, zwei verschiedene Kreise, die in dem Roman geschildert werden: Das Leben schleswigscher Landadeliger bei Glücksburg und die Kreise am Hofe der Prinzessin, beides im Grunde genommen oppositionelle Schauplätze zur offiziellen dänischen Politik. Zwar vertritt die Prinzessin eine eiderdänische Linie, doch ist sie ansonsten gegen die Politik und vor allem gegen das Auftreten ihres Neffen eingestellt.
Im Hause des Grafen Holk stehen zwei Meinungen gegeneinander: Holk vertritt die Ideen des alten Dänemark, des Gesamtstaates, seine Frau die eines unabhängigen deutschen Schleswig-Holstein. Nur der Schwager Arne scheint sich darüber klar zu sein, daß eine preußische Provinz Schleswig-Holstein das Resultat der Auseinandersetzungen sein wird. Es ist Fontane gelungen, in einem kurzen Absatz die drei Hauptansichten in Deutschland zur Schleswig-Holstein-Frage zu charakterisieren. Das Thema wird aber nicht bis zum Abschluß diskutiert.
Die Position Holks ist nicht so eindeutig, wie sie in diesem Gespräch erscheint. In der Sicht der Hofleute ist er ein Schleswig-Holsteiner, und er wird gewarnt, der Prinzessin mit einem schleswig-holsteinischen Programm zu kommen. Auch die Prinzessin sieht in ihm vor allen Dingen den Schleswig-Holsteiner. Sie meint, jeder Skandal in Kopenhagen sei Wasser auf die Mühle seiner nationalen Sache und wenn es darauf ankomme, stehe das „up ewig ungedeelt“ zwischen ihnen.