Heft 
(1978) 28
Seite
267
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auszeichnete. Diese zunächst positive Einstellung zum Militarismus nahm Fontane bereits am Ende derWanderungen zurück, wie sich überhaupt seine Einstellung zum Preußentum änderte. Der Aufsatz wurde wohl aus diesem Grunde nicht in dieWanderungen aufgenommen.

Kurz vor Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges fiel Preußen als pöl- nisches Lehen an Brandenburg. Seit 1626 wurde das Land in die unmit­telbaren Kriegsereignisse einbezogen, und durch die hinhaltende Neu­tralitätspolitik des damaligen Kurfürsten Georg Wilhelm (16191640) blieb es 15 Jahre ununterbrochener Schauplatz kriegerischer Handlungen Erst mit dem Regierungsantritt des Großen Kurfürsten Friedrich Wil­helm im Jahre 1640 wurde langsam eine Normalisierung der Lage spürbar. Trotz der hohen Verluste und der schweren Verwüstungen war Branden­burg eines der wenigen Länder, die am meisten Vorteil aus dem Krieg zogen. Brandenburg-Preußen konnte 1648 seinen Besitzstand nahezu verdoppeln und hatte sich ökonomisch sehr zu seinem Vorteil entwickelt. Wollte es auch politisch eine führende Rolle in Deutschland einnehmen, war die Brechung der ständischen Vormachtstellung eine wesentliche Voraussetzung. Nach Beendigung des Krieges konnte sich Friedrich Wilhelm gegen die Stände durchsetzen, blieb aber dennoch den Adels- interessen auf das engste verbunden, denn die Junker waren seine größte ökonomische Stütze. Der sogenannte Große Kurfürst legte den Grundstein für den absolutistischen brandenburgisch-preußischen Militär­staat. Bei seinem Tode war das stehende Heer 31 000 Mann stark.

Die brandenburgischen Kurfürsten erlangten 1701 die preußische Königs­krone. Die politischen Hintergründe werden von Fontane im ersten BandDie Grafschaft Ruppin erörtert. Durch den Vertrag von Labiau 1656 war Brandenburg fürewige Zeit an Schweden gekettet. Es bildete sich eine antischwedische Liga, der sogenannte Fünf-Mächte-Bund, dem neben Brandenburg noch Österreich, Polen, Dänemark und Holland ar.gehörten. 1659 fand die entscheidende Auseinandersetzung mit den Schweden statt, bei der unter Führung des märkischen Generals. Albrecht Christoph von Quast der vernichtende Schlag gegen das schwedische Heer geführt wurde." Brandenburg erhielt die volle Souveränität über Preußen und damit die Möglichkeit für die Erlangung der Königskrone. 1740 wurde Friedrich II.. der Sohn Friedrich Wilhelm I.. König von Preußen. Seine Politik lief auf die allseitige Stärkung des junkerlichen Militärstaates hinaus. Er verfolgte zur Durchsetzung seiner Ziele eine aggresive Außenpolitik. Für Veränderungen im Land selbst kam es ihm v. a. auf die Vergrößerung der Einwohnerzahl an. Im Dezember 1740 wurde eine Weisung über die Herbeiziehung Fremder aller Gattungen und Charaktere erlassen. Menschen aus ca. 40 verschiedenen Gebieten siedelten sich in der Mark Brandenburg an. In diesem Zusammenhang sind auch die großen Meliorationen zu dieser Zeit zu sehen. Um unkulti- \iertes Land für die neuen Bauern urbar zu machen, wurden das Oder­bruch, Netzebruch, Warthebruch, das Rhin- und Dosseluch trockengelegt. Die neuen Siedler schlossen sich zu Kolonien zusammen. Ihnen wurden zahlreiche Unterstützungen gewährt, und sie hatten weniger bzw. nicht