Heft 
(1978) 28
Seite
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liefern. Er ging von seinen Eindrücken. Empfindungen und Vorstellungen aus, gab Berichte aus Chroniken und Kirchenbüchern oder von Bewoh­nern Ezähltes wieder, schloß von der Lautgestalt auf die Bedeutung und Herkunft des Namens, stellte Vergleiche zu Namen anderer Gebiete her, enthielt sich einer konkreten Stellungnahme und gelangte auf Grund vorhandenen Quellenmaterials und eigenen Nachforschungen teils zu wissenschaftlich richtigen Ergebnissen. Die bei Fontane auftauchenden Namen lassen sich in drei Gruppen untergliedern: Siedlungsnamen. Flurnamen, Personennamen.

1. Siedlungsnamen

Siedlungsnamen sind im weitesten Sinne Bezeichnungen für menschliche Ansiedlungen. Sie sind Ergebnisse des gesellschaftlichen Bedürfnisses, einen bewohnten Ort zu bezeichnen. Dieses Bedürfnis fand entsprechend dem Entwicklungsstand der Produktivkräfte seine unterschiedliche Aus­prägung. Bei den von Fontane untersuchten Namen wird deutlich, daß die deutsch-slawische Nachbarschaft einen großen Einfluß auf die Na­mensgebung im brandenburgischen Raum ausübte und Analysen sich oftmals schwierig gestalten.

Als erstes folgt eine Gruppe von Namen, bei der es Fontane gelingt, auf Grund genauer Sachkenntnis bzw. ausreichender Quellennachweise die Bedeutung und Herkunft der Namen richtig zu erklären und zu erfassen.

Friedrichsfelde

. Friedrichsfelde war bis zum Jahre 1700 gar kein Friedrichsfelde, son­dern führte statt dessen den poetischen, an Idyll und Schäferspiel mahnenden Namen Rosenfelde. 10 Der Ort gelangte unter landesherr­schaftlichen Besitz und man nannte ihn ab 1700 Friedrichsfelde, -felde deutet auf eine typisch deutsche Namensbildung hin.

Gentzrode

Fontane schreibt über die Namensgebung:

..Dieser sehr anfechtbare Name .Gentzrode' war das Resultat langen Suchens, was man ihm auch leider anmerkt. Alexander Gentz hatte ,Helenenhof 1 vorgeschlagen, in Huldigung gegen seine Frau Helene, was, wenn angenommen, durchschnittsmäßig, aber wenigstens richtig gewesen wäre. Man war jedoch mit dem Einfachen und Natürlichen nicht zu­frieden und forschte nah etwas Besserem. Unter denen, die befragt wurden, war natürlich auch Wilhelm Gentz, damals in Paris, der nicht säumte, unter seinen Freunden und Kunstgenossen eine Art Preisaus­schreiben zu veranstalten. Henneberg, dem in seiner Eigenshaft als Braunschweiger die ,rodes' nahe lagen, verfiel auf ,Gentzrode 1 , was sofort jubelnd begrüßt und auh in Ruppin vom alten Gentz angenommen wurde. Meinem Ermessen nah jedoch ist es, um es zu wiederholen, ein so schlecht gewählter Name wie nur irgend möglich, weil in zwiefaher Beziehung verwirrend. Erstlich gab es auf den Kahlenbergen überhaupt nichts zu .roden 1 ; gerodet kann immer nur da werden, wo Wald ist. und

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